Dokument-Nr. 14234
Staab, Georg Maria an Pacelli, Eugenio
Marienruhe bei Hammelburg, 14. November 1923

Beste Exzellenz
wollen mir gütigst verzeihen, wenn ich in meinen Sorgen mich nochmals an Ihre väterliche Güte wende. -- Wie ich vom vom bischöflichen Ordinariat Würzburg höre ist vor etwa 4-5 Wochen von Seiten des bischöflichen Ordinariats die Befürwortung zwecks einer Spende für unser Kinderheim, ausgelaufen.
Ich glaube sicherlich, dass dieses Schreiben auch durch Ew. Exzellenz eine Befürwortung erfahren hat. -- Gestern erhielten wir nun vom Reichsschatzministerium die Mitteilung, dass das Reich in Anbetracht der Wichtigkeit des Kinderheims Marienruhe gewillt ist, die seither überlassenen Einrichtungsgegenstände, wie vollstndige 1.200 Betten mit Wäsche, Tische, Stühle, Nachttische, alles für 1.200 Personen, uns zum Preise von Mk. 15.000.-- zu überlassen.
Wenn vielleicht das Schreiben schon an den Hl. Vater abgegegangen sein sollte, dürfte jedenfalls auch bald eine Antwort von dort kommen. -- Wir wären nun sehr verbunden, wenn
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uns gute Exzellenz nach Bewilligung unserer Bitte Antwort geben wollten, oder umgekehrt auch wenn sie abgelehnt würde, damit wir beizeiten dem Reiche Mitteilung machen könnten, dass wir infolge der wirtschaftlichen Verhältnisse nicht in der Lage sind, die Einrichtungsgegenstände, die uns seither mietweise überlassen waren, zu kaufen. -- Wir wären ja in der Lage die Gegenstände zu kaufen, wenn wir uns nicht als gute Kaufleute mit dem vollen Bedarfe an Lebensmitteln, die wir für das kommende Jahr 1924 benötigen, eingedeckt hätten. So haben wir z.B., um täglich 1.200 Kinder ernähren zu können unser gesamtes Brot für 1924, 1.200 Ztr. Roggen, 400 Ztr. Weizen und ausserdem noch 200 Ztr. Weizenmehl und 2 Waggon kondensierte Milch gekauft. -- Ebenso haben wir Kakao, Reis, Nudeln, etc. schon in Massen für das kommende Jahr liegen. Auch die Kartoffeln sind für das ganze Jahr 1924 gesichert.
Nun wäre es ein grosser Vorteil, wenn wir die so billigen Möbel, wie 1.200 eiserne Betten, 1.500 Kopfbezüge, 1.200 Strohsäcke, 200 große eichene Tische, 1.000 Stühlchen, 200 Nachttische, 200 Schränke, das gesamte Geschirr zum billigen Preis von Mk. 15.000.-- erhalten könnten.
Wir bitten Ew. Exzellenz gütigst nochmals in diesem Sinne, falls von Rom aus eine Zusage noch nicht eingetroffen ist, dem Hl. Vater berichten zu wollen, damit wir als grösstes katholisches Kinderwerk Deutschlands uns für ständig die Einrichtungen beschaffen können.
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Exzellenz wollen mir diese Anfrage nicht übel nehmen, aber ich weiss ich darf es bei der Liebe, die gerade Exzellenz selbst für das Kinderheim Marienruhe haben, tun.
Mit dankbarer Hochachtung
Ew. Exzellenz stets ergebener:
G. Staab
Empfohlene Zitierweise
Staab, Georg Maria an Pacelli, Eugenio vom 14. November 1923, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 14234, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/14234. Letzter Zugriff am: 24.11.2024.
Online seit 23.07.2014.