Dokument-Nr. 15901
Fuhs, Evelyne an Pius XI.
Düren, 27. September 1922
Dem hl. Vater entbietet seinen Gruß sein treues Kind Evelyne Fuhs.
Jedoch ist dies nicht der Zweck meines Schreibens. Ich komme als Bittstellerin zu Ihnen, hochwürdigster Vater. Sie können mir helfen, wollen mir helfen und werden mir helfen.
Ich habe eine Schwester, welche bereits 6 Jahre im Kloster der Ursulinen ist. Nicht schöne Zustände veranlassen sie am 20. November 1922 aus dem Orden auszutreten, da wie ihre Frau Oberin sagt, sie nicht für den Orden der Ursulinen geeignet ist, in einem anderen Kloster jedoch noch viel Gutes tun könnte. Somit habe ich mich an die verschiedensten Klöster gewandt, da meine Schwester nach sechsjähriger harter Prüfungszeit ihrem hl. Berufe treu bleiben will, mit dem Erfolge, daß eine Aufnahme nur durch Dispense von Rom zu ermöglichen ist.
Nun kennen Sie, hochwürdigster Vater, das Anliegen Ihres unwürdigen Kindes, meiner Schwester die Aufnahme in ein anderes Kloster zu bewilligen, und ich flehe Sie an, erhören Sie meine Bitte. Meine Eltern sind so niedergedrückt von all den Sorgen des Lebens, daß sie jegliche Hoffnung auf Hilfe aufgeben. Ohne ihr Wissen habe ich diese Zeilen geschrieben, damit, wenn Ihr werter Bescheid ungünstig lauten sollte, eine weitere Enttäuschung ihnen erspart bleibe.
Hl. Vater, nur einmal erhören Sie meine
55v
Bitte; versuchen Sie im Namen unseres Herrn Jesu Christi meiner Schwester zu helfen. Ich habe mein Anliegen im Gebete der liebreichen göttlichen Vorsehung empfohlen, die mich vielleicht auf den Gedanken brachte, meine Angelegenheit Sr. Heiligkeit vorzutragen. Hochwürdigster Vater, helfen Sie bitte, bitte Ihrem unwürdigen Kinde.
Ich erwarte mit Spannung Ihr gerechtes Urteil; mag es lauten wie es will, ich bin Ihnen äußerst dankbar für Ihre große Güte.
Mein Anliegen lege ich in Ihre hl. Hände und bete zu Gott, daß Er durch Ihren Mund mir helfen soll.
In aufrichtiger Dankbarkeit
ergebenst
Evelyne Fuhs
Düren, Rhld.
Carlstr. 3