Uns Kardinälen ist es noch in frischer Erinnerung, wie wenn es gestern gewesen wäre,
wie wir vom 2. Bis 6. Februar 1922 im Konklave beteten: Herr, zeige Du, wen Du erwählt
hast! Und der Herr suchte seinen Weinberg heim, den seine Rechte gepflanzt hat, und zeigte,
wen er erwählt hatte, den Oberhirten der Diözese des hl. Ambrosius und des Karl Borromäus,
der mit dem Namen „Pius XI." am 6. Februar als Oberhaupt der Kirche aus dem
Konklave hervorging und am 12. Februar 1922 als 261. Petrus in St. Peter mit der
dreifachen Krone gekrönt wurde. Im Geiste knien wir heute auf der ersten Stufe des
päpstlichen Thrones nieder und sprechen: Wir vertrauen, Heiliger Vater, von dir kommt
der Friede der Völker! Wir kein auf der zweiten Stufe des Thrones nieder und
sprechen: Heiliger Vater, wir danken dir für deine Liebe und deine Liebesgaben in
unserer Not! Wir knien auf der dritten Stufe nieder und sprechen: Heiliger Vater, wir
geloben dir Treue! So deute ich nach der Epistel des heutigen Sonntags. Besonders
nach Kol. 3,14 und 15, die dreifache Krone der Päpste als Krone des Friedens Christi,
als Krkone der Liebe Christi, als Krone der Einheit des Leibes Christi. Die erste Krone
heißt Friede Christi -, wir vertrauen auf die Mitarbeit des Heiligen Vaters am Frieden
der Völker. Alle Schmähungen gegen das Papsttum können die Tatsachen nicht
verdunkeln, die im hellen Lichte der Geschichte liegen: Papst Pius X. ist im
ersten Kriegsmonat aus Kummer über den Ausbruch des Weltkrieges gestorben. Papst
Benedikt XV. hielt sein Denken und Sinnen, sein Beten und Arbeiten, sein
Leben und Sterben auf den Frieden gerichtet. Er gab aus das herrliche Friedensgebet, das wie
eine Taube aus der Arche den Ölzweig über die Erde trug. Er ließ die Kinder Weltkommunion
als Gebet um den Frieden halten, und eines seiner letzten Worte war: Wir wollen Gott unser
Leben Aufaopfern für den Frieden der Welt. Papst Pius XI. breitete beim Arme
gegen die Vertreter mit lauter Stimme: Pax seinem Pontifikate Christi! Die Nuntuius nach
Gegensätze hart Dort die Hemmn Versöhnung des Friedens des Heiligen Vaters Kongreß 1922 ein
Frieden zu machen und Rotbüchern anderer Freimut den Völkern wie Benedikt XV. währen
Pius XI. nach dem Kriege? Sogar 1885 im Karolinenstreit den Heiligen Vater als
Schiedsrichter angerufen, und der päpstliche Schiedsspruch hat den Krieg zwischen
Deutschland und Spanien verhütet. Der Weltfriede kommt nicht ohne den Heiligen Vater in Rom
(aus). Der erste Reif der dreifachen Krone heißt Friede. Die Zweite Krone Pius' XI.
heißt Liebe Christi - , wir danken für die Liebesgaben des Heiligen Vaters . Schon
auf dem ersten Konzil in Jerusalem gelobten die Apostel, „der Armen zu
gedenken"(Gal. 2,10). Schon Ignatius von Antiochien nennt die römische Kirche „die
Vorsteherin des Liebesbundes". Seit der Krönung Pius' XI. ist ein Mannaregen von
Liebesgaben auf unser armes hungerndes Volk niedergegangen. Im Konsistorium am
20. Dezember letzten Jahres dachte der Heilige Vater der Winternot unserer Armen, in
der Weihnachtsansprache, zwei Tage später, konnte er mitteilen, er habe manche Not
gelindert, manches Gefängnis geöffnet, manche Verbannung abgekürzt, und gerade heute wird in
vielen Kirchen in Amerika der Aufruf des Heiligen Vaters verkündigt, unsere Not mit
Lebensmitteln und Kleidern zu Hilfe zu kommen. Aus der reichen Spende, die Seine Heiligkeit
mir beim letzten Besuch in der Ewigen Stadt mitgab, unterhalten wir in dieser Woche die
Volksküchen und Mittelstandsküchen in München, die Kinderheime und Altersheime, die
Jugendfürsorge und Caritasausschüsse der Pfarrämter in München und in der ganzen Diözese,
die Hauskrankenpflege und Heimatmission. In dieser Piuswoche strömt die Liebe des
Heiligen Vaters bis zu den Ärmsten wie Salböl vom Haupte des Hohenpriesters bis zum Saume
seines Gewandes. In dieser Piuswoche leuchtet ein Rubin in der Tiara: seht, wie ich euch
liebe! Es ist nicht Mitleid allerin, es ist väterliche Liebe, die gerade für die ärmsten
Kinder eine offene Hand hat. Freilich ist es schwer, Vater im Kreise streitender Kinder zu
sein. Die dritte Krone des Papstes heißt Gemeinschaft Christi - , wir geloben Treue!
Als Gemeinschaft der Lehre Christi hat die Kirche die Sendung, in der Lehre der Apostel zu
beharren, die Wahrheiten der übernatürlichen Offenbarung unverfälscht allen Völkern
weiterzugeben und alle auf die Wege des ewigen Heiles zu führen. Durch diese
übernatürliche Aufgabe und durch das Wort Christi „Lehret alle Völker" ist
der apostolischen Kirche ein übervölkischer Charakter aufgeprägt. Darum kann und darf
sich die Kirche Christi nicht mit den Interessen eines einzelnen Volkes
gleichstellen, wie es die Kultur des Hellenen oder die Religion des Islam tat. Darum dürfen
wir die Weltansprachen und Weltrundschreiben des Heiligen Vaters nicht mit der Parteibrille
eines einzelnen Volkes lesen und bekritteln. Darum dürfen wir nicht auf jene Einzelstimmen
hören, die heute wieder einmal verkünden: Wir wollen eine deutsch-völkische Religion und
einen deutschen Christus. Nur jene Religion kann in die Nähe Gottes führen, die nicht vom
Fleisch und Blut eines geoffenbaret ist. Nur jener Christ ein Volk erlösen, der aus
übervölkischen mt. Die von Rom gesandten sind an der Wiege der deutschen und sie getauft und
ge deutscher (Herder) hat das gt: Ohn äpste wäre Europa erwande eine mongolische Wüste .Was
also er ersten und dritten und neunten Stunde der deutschen Geschichte en war, kann in der
elftenStunde nicht ein fluch sein. Brauchen wir nicht ger in dem Wirrwarr der Meinungen eine
höchste Instanz, die in den Fragen des Glaubens und der christlichen Lebensordnung das
letzte Wort zu sprechen hat? Deutsches Volk! „Sie zu, daß das Licht in dir nicht
Finsternis werde" (Luk. 11,35)! Die Ostgoten waren ein tapferes Volk,
germanische Edelrasse, und wurden doch ausgestrichen aus dem Buche des Lebens. Die
Altkatholische Bewegung, mit großen Verheißungen von München ausgezogen, ist heute nach
einem halben Jahrhundert versandet und verdorrt wie ein Rebzweig, der vom Rebstock
abgeschnitten wurde. Seht zu, daß das Licht in euch nicht Finsternis werde, oder, wie die
Offenbarung spricht, daß der Leuchter von unserem Boden nicht weggerückt werde! Als Papst
Pius XI. November 1884 in der Revolution aus Rom flüchtete, war es gerade der bayrische
Gesandte in Rom, Graf Spaur, der den Heiligen Vater in das Schutzgebiet des Königs von
Neapel begleitete. Die Treue zum Heiligen Vater ist gute bayrische Tradition. Darum legen
wir heute, unserer Väter wert, in Gegnwart des Vertreters Seiner Heiligkeit unser
Treuegelöbnis am Altare nieder. Die Patriarchen des Morgenlandes steigen vom Libanon nieder
und pilgern nach Rom, um dem Statthalter Christi zu huldigen, die Missionare stehen vor den
Toren der slawischen Welt und rufen: Tut euch auf, ihr uralten Pforten! Könige ziehen nach
Rom, die Völker aller Zonen wollen durch ihre Gesandten am Mittelpunkt der
Völkerverständigung vertreten sein. Alle Wege führen nach Rom. Dagegen in unserem Volke? Man
ist nicht mehr katholisch, wenn man nicht mehr römisch-katholisch ist. Sieh zu, daß das
Licht in dir nicht Finsternis werde! - Ein Gelöbnis sei auch der Hymnus, der beim
Krönungsamt vor zwei Jahren gesungen wurde und den wir jetzt wieder singen: Tu illum adjuva
– Herr, sei Du ihm ein Helfer! – An die Predigt des Herrn Kardinals schloß sich eine
Segensandacht, die der Apostolische Nuntius Erzbischof Pacelli hielt, der
in allen katholischen Kreisen Deutschlands und auch in andersgläubigen hochgeachtet und
verehrt wird wie vielleicht noch nie ein Vertreter des Papstes auf deutschem Boden. Den
übrigen Kirchendienst besorgten die Jesuiten, die liturgischen Gesänge, die wir an anderer
Stelle bereits gewürdigt haben, die Sängerrunde des Zentralgesellenvereins unter Leitung von
Sixt und der Sängerchor des Benediktiner-Missions-Kollegs von St. Ottilien unter Direktion
von P. Leo.
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 12. Februar 1924, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 15936, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/15936. Letzter Zugriff am: 04.12.2024.Online seit 18.09.2015.