Dokument-Nr. 16300
Schneider, Paul an Pacelli, Eugenio
Berlin, 06. August 1926

Euer Excellenz!
Zum sechzehnhundertjährigen Jubiläum der Auffindung des hl.  Kreuzes hat Seine Heiligkeit, Papst Pius XI. am Karfreitag dieses Jahres an Kardinal van Rossum als Titelpriester der von Konstantin erbauten Kirche S. Croce in Gerusalemme ein Schreiben gerichtet (A. A. S. XVIII, 282), in welchem der hl. Vater es als eine Fügung der göttlichen Vorsehung bezeichnet, daß durch die Übertragung der Reliquie des hl. Kreuzes nach Rom das Kreuz "velut maximum Christi potestatis et principatus signum in luce populorum omnium praefulgeret (l. c). Alles, was die hl. Väter zum Lobe Christi in seiner Eigenschaft als unser ewiger König und unser Erlöser sagten, käme in gleicher Weise dem
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hl. Kreuze zu. Vor allem sei es das "signum efficax praedicationis Evangelii" und das signum efficax propagationis divini Regni, so daß man sagen könne "eo largius divinum regnum patere quo amplius Crucis cultus extenditur." (l. c.) Ein besonderes Gnadenprivileg für Gewinnung des Jubiläumsablasses gewährt dann seine Heiligkeit nicht nur der Kreuzkirche in Rom, sondern allen Kreuzkirchen der Welt.
Eine dieser Kirchen ist die Kreuzkirche in Berlin-Wilmersdorf Hildegardstraße Nr. 3 mit dem Titel "Inventio S. Crucis", konsekriert am 12. Mai 1912, die einzige Kreuzkirche in Berlin, Pfarrkirche seit dem 1. Juli 1921.
Euer Excellenz! Gerade die begeisternden Worte, die Seine Heiligkeit der Verehrung der Kreuzreliquie selbst widmet, haben in den Herzen der zur Kreuzpfarrei gehörigen Katholiken lebhaften Wiederhall gefunden und zugleich den schon lange gehegten Wunsch der Gemeinde wieder lebendiger werden lassen, eine Kreuzpartikel in unserer Kreuzkirche zu besitzen. Und so wage ich denn
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als Pfarrer der Kreuzkirche, Euer Excellenz im Namen meiner ganzen Gemeinde inständig zu bitten, doch gütigst Seiner Heiligkeit unsere demütige Bitte hinaufreichen zu wollen, daß der hl. Vater uns allergnädigst eine Kreuzpartikel als kostbare Reliquie anvertrauen möge. Erinnerung an das Kreuzjubiläum soll sie uns sein und an das Jubiläumsjahr. Aber viel mehr noch: Es soll die hl. Reliquie für uns eine beständige Mahnung sein an das "instrumentum redemptionis" und das "sceptrum pacifici Regis", sie soll uns begeistern als das "signum efficax praedicationis Evangelii" und als das "signum efficax propagationis divini Regni."
Durch die Verehrung der hl. Reliquie soll immer mehr die Liebe zu unserem Christus-Könige entbrennen, nicht nur im engeren Gebiete der eigentlichen Kreuzpfarrei, sondern in weiteren Kreisen Groß-Berlins, so daß auch für die Weltstadt Berlin es heißen muß, es sei eine Fügung der Vorsehung gewesen, daß die Reliquie des hl. Kreuzes "velut maximum Christi potestatis
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et principatus signum in luce populorum omnium praefulgeret."
Schon vor längerer Zeit habe ich vorstehende Bitte unserem Diözesanbischofe vorgetragen. Seine Eminenz der hochwürdigste Herr Kardinal Dr.  Adolf Bertram verwies mich auf direkte Verhandlungen mit Rom. So unterbreite ich den [sic] Euer Excellenz mit Genehmigung des hochwürdigsten Herrn Weihbischofs Dr. Josef Deitmer meine und der Gemeinde demütigste Bitte.
Euer Excellenz
gehorsamster
Pfarrer Schneider.
Empfohlene Zitierweise
Schneider, Paul an Pacelli, Eugenio vom 06. August 1926, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 16300, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/16300. Letzter Zugriff am: 28.04.2024.
Online seit 29.01.2018.