Dokument-Nr. 16306
Hauck, Jacobus von an Pacelli, Eugenio
Bamberg, 22. Februar 1926
Hochwürdigster und Gnädigster Herr!
Der Wunsch, den der Herr Reichspostminister Dr. Stingl Eurer Exzellenz vorgetragen hat, den Hochwürdigen Herrn Domkapitular Leicht, Vorsitzender der Fraktion der Bayerischen Volkspartei im Reichstag für die Würde eines Hausprälaten beim Heiligen Stuhl vorzuschlagen, kommt meiner Absicht zuvor, diese Würde für den Hochw. Herrn Domkapitular Leicht beim Heiligen Vater zu erbitten.
Ich hatte im Sinne, im Frühjahr 1926 eine Romfahrt zu unternehmen und bei dieser Gelegenheit für Herrn Domkapitular Leicht die Erhebung zum Päpstlichen Hausprälaten zu erwirken.
Nachdem ich aus verschiedenen Gründen die Absicht einer Romreise für dieses Frühjahr aufgeben musste, ist es mir umso angenehmer, wenn Eure Exzellenz Herrn Domkapitular für die oben genannte Würde vorzuschlagen die Güte haben.
Herr Leicht ist ja einer der verdienstvollsten Geistlichen meiner Erzdiözese; als ein durchaus frommer, tadelloser und seiner Kirche treu ergebener Priester war er seit den Tagen seiner Priesterweihe mit immer gleich grossem Eifer auf verschiedenen arbeitsreichen Seelsorgeposten tätig. Ueber 16 Jahre (Vom 12. Jan. 1899 bis Oktober 1915) war er Domvikar und zugleich Domprediger, der
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allsonntäglich durch seine
wohlvorbereiteten und eindrucksvollen Kanzelreden seinen grossen Zuhörerkreis für die
katholische Wahrheit und ein religiöses Leben zu erwärmen und zu begeistern verstand.Seit Oktober 1915 ist Herr Leicht Kapitular an meinem Metropolitankapitel und als solcher mir immer ein dienstbereiter und sachkundiger Berater und Mitarbeiter. Für die segensreiche Entfaltung des katholischen Vereinswesens, insbesondere für die kath. Arbeitervereine hat der Genannte seine ausgezeichnete Rednergabe und seine unverwüstliche Tatkraft eingesetzt.
Ganz hervorragende Verdienste hat sich Herr Domkapitular Leicht als Reichstagsabgeordneter und besonders als Vorsitzender der Fraktion der Bayerischen Volkspartei im Reichstage erworben. Bei allen Parteien ob seines ruhigen und versöhnlichen Wesens seines treffenden Urteils und seiner unermüdlichen Arbeitskraft beliebt und hochgeachtet, hat er es verstanden, für das Wohl des Vaterlandes in hingebendster Weise zu wirken, ebenso aber auch für die Rechte und die Freiheit der Kirche wie für die Förderung des religiösen Lebens unter dem Volke in unübertrefflicher Grundsatztreue und Festigkeit wie auch mit unerschütterlichem Mute einzutreten und so in ausserordentlicher Weise um Staat und Kirche zugleich sich verdient zu machen.
Ich kann daher aus vollster Ueberzeugung die Verleihung der Würde eines päpstlichen Hausprälaten an Herrn Domkapitular Leicht befürworten und stelle an Eure Exzellenz die ehrerbietigste Bitte, in diesem Sinne bei Seiner Heiligkeit einen Vorschlag zu machen.
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Ich benutze die Gelegenheit zum Ausdruck vorzüglicher
Verehrung, womit ich bleibeEuer Exzellenz
ehrerbietigst ergebener
+ Jacobus, Erzbischof von
Bamberg.