Dokument-Nr. 16487

Entlarvung des Abbé Wetterlé [sic], in: Deutsche Saarzeitung, 26. Juli 1925
Einige Dokumente aus längst vergangener Zeit, die der Zufall uns in die Hände gespielt hat, veranlassen uns, eine Persönlichkeit unter die Luppe [sic] zunehmen, die dem Deutschtum unendlich viel geschadet hat und auch heute noch zu schaden versucht. Es handelt sich um keinen Geringeren als den Abbe Wetterle, den früheren deutschen Reichs- und Landtagsabgeordneten und jetzigen französischen Vertrauensmann beim Vatikan bezw. bei der Botschaft in Rom. Wetterle ist, wie Blumenthal, für jeden, der die Geschichte des Elsaß kennt, ein ebenso gefährlicher wie berüchtigter Name. Schon in Zeiten, in denen an eine Rückgabe Elsaß-Lothringens an Frankreich unter Berücksichtigung der politischen Verhältnisse nicht zu denken gewesen ist, hat Wetterle aus seiner französischen Gesinnung kaum ein Hehl gemacht. Es ist eine bekannte Tatsache, daß er als deutscher Reichs- und elsaß-lothringischer Landtagsabgeordneter in fortgesetzten intimen Beziehungen zu den höchsten politischen Kreisen in Frankreich gestanden hat. Er trägt die Hauptschuld daran, daß ein Teil der Bevölkerung des Elsaß - besonders in seinem Wahlkreise - die Deutschen als Unterdrücker und die Wiedervereinigung des Elsaß mit dem deutschen Mutterlande im Jahre 1871 als einen Raub angesehen haben. Sein ganzes Sinnen und Trachten ist darauf gerichtet gewesen, das Elsaß Frankreich wieder zuzuführen.
Es ist eigentlich nicht ganz verständlich, warum die deutsche Regierung diesem gefährlichen Manne eine derartige loyale Behandlung hat zuteil werden lassen, trotzdem man die Absichten und Verbindungen Wetterles gekannt hat. Nur dem entgegenkommenden Verhalten Deutschlands hat Wetterle es zu verdanken, daß ihm die Möglichkeit gegeben worden ist, im Jahre 1914 auf die Seite Frankreichs zu treten.
Bereits einige Zeit vor Kriegsausbruch hat Wetterle, wohl mit Recht, die Befürchtung gehegt, daß er in Schutzhaft genommen werde. 8 Tage vor Kriegsausbruch besucht er seinen Freund den Prälaten K... der eine Villa am Idsteiner Klotz bewohnt hat, die von französischem Gelde erbaut worden ist. Bei seiner Ankunft, nach einer Automobilfahrt von Colmar, seinem damaligen Wohnort, hat er sich derart vermummt - ein Zeichen seines schlechten Gewissens - daß ihn die wohlbekannte Haushälterin des Prälaten K... - nach ihrer eigenen eidlichen Aussage - für eine Frauensperson gehalten und erst später im Hause selbst erkannt hat. Der Besuch hat nur sehr kurze Zeit gewährt, denn das Automobil seines Freundes hat ihn nach der Schweiz in Sicherheit bringen müssen. Bei dieser seiner Abreise entschlüpfte Wetterle folgende Bemerkung, die beweißt [sic], daß er trotz besseren Wissens noch im letzten Moment die Absicht besessen hat, seine französischen Freunde, mit denen er ständig in Fühlung stand, von der Kriegschuld zu entlasten. "Les sales Russes, nous amenent la guerre".
Also selbst der Deutschhasser und Intimus des Quais d'Orsay, Wetterle, hat es nicht gewagt als Urheber des Krieges Deutschland zu bezeichnen. Bald nach Kriegsausbruch mußte die Villa des Prälaten K...[,] weil sie in der Feuerlinie lag, geräumt [ein Wort unlesbar]. Bei dieser Gelegenheit hat man einen ebenso unerwarteten wie interessanten Fund gemacht, der auf den Charakter des Politikers und Geistlichen Wetterle ein eigentümliches Licht wirft.
Man hat eigenhändige Briefe des Abbe Wetterle an seine Freund den Prälaten, [sic] gefunden, die einen schlagenden Beweis dafür erbringen, daß Wetterle die schwersten Vergehen gegen die §§ 174 und 175 des deutschen Strafgesetzbuches begangen hat. Die Briefe, die heute in sicheren Gewahr gebracht sind, beweisen diese Tatsache lückenlos. Sie triefen von widernatürlichen Gemeinheiten und widerlichen Lobhudeleien auf die unzüchtigsten Handlungen. Sie beweisen auch, daß Wetterle einen ihm anvertrauten Zögling mißbraucht hat und die Gebräuche seiner eigenen Kirche in unfairster Weise verspottet.
Dieser Mann hat nun in weitgehendstem Maße das Vertrauen größerer elsäßischer Kreise besessen. Er ist von ihnen in den Reichstag gesandt worden, um die Interessen des Grenzlandes zu vertreten. Er hat dort die deutschen Belange verraten und verkauft und und [sic] heute ist er immer noch der Mann derjenigen, die, verführt von seiner glänzenden Dialektik [sic] auf diesen Führer geschworen haben.
Durch eine der letzten Amtshandlungen Poincares [sic] vor seinem [S]turze ist Wetterle als französischer Vertrauensmann der Gesandtschaft in Rom zugeteilt worden, um beim Vatikan die französischen und elsaß-lothringischen kirchlichen Interessen zu vertreten. Es dürfte bei politischen Persönlichkeiten, wie Wetterle und seinem Auftraggener [sic], unzweifelhaft klar sein, daß er dort darauf hingewirkt hat, daß das Saargebiet, das teilweise zu den Episkopaten Trier und Speyer gehört, abgetrennt und dem Bistum Metz zugeteilt wird. Wir wissen, daß diese Frage vor nicht allzulanger Zeit ungeheueren Staub im Saargebiet aufgewirbelt hat und wir wissen ferner, daß heu te [sic] noch gewisse Interessengruppen darauf hinarbeiten, dieses Ziel durchzusetzten. Sie haben auf jeden Fall in Wetterle einen Mann, der diese Absicht in Rom auf Grund seiner Vergangenheit wahrscheinlich skrupellos fördert. Schon aus diesem Grund sehen wir als Saarländer uns veranlaßt, von dem in unseren Händen befindlichen Material Gebrauch zu machen und den Politiker Wetterle zu erledigen.
Nun ein Wort über den Geistlichen: Wir sind der Ueberzeugung, daß der gesamte katholische Klerus, ebenso wie alle anderen Katholiken, auch die des Elsaß, nach dem Bekanntwerden dieser Vergehen [sic] deutlich und klar einen Schnitt zwischen Wetterle und sich vornehmen. Es dürfte im Interesse der Kirche selbst liegen, derartige Leute, die sich nicht entblöden gegen die Grundgesetze der Moral auf das Widerlichste zu verstoßen und dabei noch Gebräuche der Kirche verhöhnen und ins Lächerliche ziehen, aus ihren Kreisen auszustoßen.
Consules videant...
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 26. Juli 1925, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 16487, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/16487. Letzter Zugriff am: 18.04.2024.
Online seit 24.06.2016.