Dokument-Nr. 16487
Entlarvung des Abbé Wetterlé [sic], in: Deutsche Saarzeitung
, 26. Juli 1925
Es ist eigentlich nicht ganz verständlich, warum die deutsche Regierung diesem gefährlichen Manne eine derartige loyale Behandlung hat zuteil werden lassen, trotzdem man die Absichten und Verbindungen Wetterles gekannt hat. Nur dem entgegenkommenden Verhalten Deutschlands hat Wetterle es zu verdanken, daß ihm die Möglichkeit gegeben worden ist, im Jahre 1914 auf die Seite Frankreichs zu treten.
Bereits einige Zeit vor Kriegsausbruch hat Wetterle, wohl mit Recht, die Befürchtung gehegt, daß er in Schutzhaft genommen werde. 8 Tage vor Kriegsausbruch besucht er seinen Freund den Prälaten K... der eine Villa am Idsteiner Klotz bewohnt hat, die von französischem Gelde erbaut worden ist. Bei seiner Ankunft, nach einer Automobilfahrt von Colmar, seinem damaligen Wohnort, hat er sich derart vermummt - ein Zeichen seines schlechten Gewissens - daß ihn die wohlbekannte Haushälterin des Prälaten K... - nach ihrer eigenen eidlichen Aussage - für eine Frauensperson gehalten und erst später im Hause selbst erkannt hat. Der Besuch hat nur sehr kurze Zeit gewährt, denn das Automobil seines Freundes hat ihn nach der Schweiz in Sicherheit bringen müssen. Bei dieser seiner Abreise entschlüpfte Wetterle folgende Bemerkung, die beweißt [sic], daß er trotz besseren Wissens noch im letzten Moment die Absicht besessen hat, seine französischen Freunde, mit denen er ständig in Fühlung stand, von der Kriegschuld zu entlasten. "Les sales Russes, nous amenent la guerre".
Also selbst der Deutschhasser und Intimus des Quais d'Orsay, Wetterle, hat es nicht gewagt als Urheber des Krieges Deutschland zu bezeichnen. Bald nach Kriegsausbruch mußte die Villa des Prälaten K...[,] weil sie in der Feuerlinie lag, geräumt [ein Wort unlesbar]. Bei dieser Gelegenheit hat man einen ebenso unerwarteten wie interessanten Fund gemacht, der auf den Charakter des Politikers und Geistlichen Wetterle ein eigentümliches Licht wirft.
Man hat eigenhändige Briefe des Abbe Wetterle an seine Freund den Prälaten, [sic] gefunden, die einen schlagenden Beweis dafür erbringen, daß Wetterle die schwersten Vergehen gegen die §§ 174 und 175 des deutschen Strafgesetzbuches begangen hat. Die Briefe, die heute in sicheren Gewahr gebracht sind, beweisen diese Tatsache lückenlos. Sie triefen von widernatürlichen Gemeinheiten und widerlichen Lobhudeleien auf die unzüchtigsten Handlungen. Sie beweisen auch, daß Wetterle einen ihm anvertrauten Zögling mißbraucht hat und die Gebräuche seiner eigenen Kirche in unfairster Weise verspottet.
Dieser Mann hat nun in weitgehendstem Maße das Vertrauen größerer elsäßischer Kreise besessen. Er ist von ihnen in den Reichstag gesandt worden, um die Interessen des Grenzlandes zu vertreten. Er hat dort die deutschen Belange verraten und verkauft und und [sic] heute ist er immer noch der Mann derjenigen, die, verführt von seiner glänzenden Dialektik [sic] auf diesen Führer geschworen haben.
Durch eine der letzten Amtshandlungen Poincares [sic] vor seinem [S]turze ist Wetterle als französischer Vertrauensmann der Gesandtschaft in Rom zugeteilt worden, um beim Vatikan die französischen und elsaß-lothringischen kirchlichen Interessen zu vertreten. Es dürfte bei politischen Persönlichkeiten, wie Wetterle und seinem Auftraggener [sic], unzweifelhaft klar sein, daß er dort darauf hingewirkt hat, daß das Saargebiet, das teilweise zu den Episkopaten Trier und Speyer gehört, abgetrennt und dem Bistum Metz zugeteilt wird. Wir wissen, daß diese Frage vor nicht allzulanger Zeit ungeheueren Staub im Saargebiet aufgewirbelt hat und wir wissen ferner, daß heu te [sic] noch gewisse Interessengruppen darauf hinarbeiten, dieses Ziel durchzusetzten. Sie haben auf jeden Fall in Wetterle einen Mann, der diese Absicht in Rom auf Grund seiner Vergangenheit wahrscheinlich skrupellos fördert. Schon aus diesem Grund sehen wir als Saarländer uns veranlaßt, von dem in unseren Händen befindlichen Material Gebrauch zu machen und den Politiker Wetterle zu erledigen.
Nun ein Wort über den Geistlichen: Wir sind der Ueberzeugung, daß der gesamte katholische Klerus, ebenso wie alle anderen Katholiken, auch die des Elsaß, nach dem Bekanntwerden dieser Vergehen [sic] deutlich und klar einen Schnitt zwischen Wetterle und sich vornehmen. Es dürfte im Interesse der Kirche selbst liegen, derartige Leute, die sich nicht entblöden gegen die Grundgesetze der Moral auf das Widerlichste zu verstoßen und dabei noch Gebräuche der Kirche verhöhnen und ins Lächerliche ziehen, aus ihren Kreisen auszustoßen.
Consules videant...