Dokument-Nr. 1670
Dransfeld, Caspar Heinrich an Pius XI.
Hildesheim, 21. Juni 1922
werden gütigst entschuldigen, wenn ein verzweifelter Familienvater Sie um Unterstützung bittet. Als zehnjähriger Redakteur an "Alte u. Neue Welt" bei Benziger in Einsiedeln (Schweiz) und als 8 ½jähriger Chefredakteur vom Deutschen Hausschatz bei Pustet in Regensburg habe ich unsere heilige katholische Sache immer mit großer Überzeugung verfochten. Und ich möchte das auch gerne weiter tun, aber unter sotanen Verhältnissen ist es mir beim besten Willen nicht möglich, Arbeit zu bekommen, hauptsächlich weil ich 3 Kinder
217v
habe, wie mir das von dem Direktor der Paulinus-Druckerei
in Trier gerade heraus gesagt wurde. Aber ich kann deswegen mit meinen 3 Kindern hier nicht
verhungern, zumal ich auch sonst vorläufig keine Arbeit finden kann. In dieser meiner
verzweifelten Lage bitte ich Ew. Heiligkeit zunächst um eine kleine
Unterstützung, damit ich meine Kinder wenigstens vor dem Verhungern schützen kann;
aber Eile tut not, ich bin am Ende meiner Mittel und weiß heute noch nicht, woher ich
meinen 218r
Kindern nächste Woche das notwendige Brot kaufen
soll. Die Verzweiflung nagt bereits an meinem Herzen. – Darum möchte ich Ew.
Heiligkeit noch um einen Vertrauensposten im Vatikan bitten – meine Familie kann hier
bleiben, bis ich dort eine Wohnung hätte. Ich kann außer Deutsch gut Französisch &
ziemlich Italienisch [sic], sowie etwas Englisch, Holländisch & Dänisch. Hier kann ich
beim besten Willen keine Arbeit finden. Und da der Vatikan doch international ist, darf ich
auch wohl um einen Vertrauensposten bitten, ich tue es nur für meine 3 armen Kinder und
hoffe darum auf Erhörung. Ich darf wohl um möglichst 218v
baldige Unterstützung und Antwort bitten, die Not ist größer wie Ew. Heiligkeit
ahnen. Inzwischen verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung
Ew. Heiligkeit
untertänigster Diener
Dransfeld