Dokument-Nr. 17941
Brockdorff-Rantzau, Ulrich Graf an [Auswärtiges Amt]
[Ohne Ort], vor dem 15. Februar 1926

Herr Tschitscherin, dem Graf Brockdorff-Rantzau die Bitte des Herrn Apostolischen Nuntius Monsignore Pacelli übermittelte, dass die Kurie auf bestimmte vom Heiligen Stuhl gemachte Vorschläge seitens der Sowjet-Regierung bald eine Antwort erhalte, habe dem Botschafter erklärt, der Vatikan habe auf die russischerseits, soweit er sich entsinne, bereits im Frühjahr 1925, gemachten Vorschläge bisher nicht geantwortet. Der Herr Nuntius habe ihm, Tschitscherin, vielmehr seinerzeit persönlich vertraulich gesagt, die russischen Vorschläge hätten, was in Rom aufgefallen sei, bezüglich der Regelung der Stellung der katholischen Kirche in der Sowjetunion manche Anzeichen dafür aufgewiesen, dass gewisse Restriktionen von der Sowjetregierung bei ihren Vorschlägen aus der zaristischen Zeit übernommen worden seien. Er (Tschitscherin) habe dem Herrn Nuntius erwidert, das sei möglich, weil in die der Sowjetregierung nahestehende "lebende Kirche" [sic] manche Mitglieder aus der Zarenzeit übernommen worden seien. Soweit der Herr Botschafter verstand, hat Herr Tschitscherin den Herrn Nuntius seinerzeit alsdann gebeten, über Einzelheiten von Rom aus unterrichtet zu werden; die Vorschläge, die Moskau gemacht habe, fügte Herr Tschitscherin hinzu, hätten in "Thesen" und einem schriftlichen Projekt bestanden; eine Antwort überhaupt sei bisher aber nicht erfolgt.
Graf Brockdorff-Rantzau ist im Einverständnis mit dem Auswärtigen Amt gern zu weiterer Vermittlung bereit.
Empfohlene Zitierweise
Brockdorff-Rantzau, Ulrich Graf an [Auswärtiges Amt] vom vor dem 15. Februar 1926, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 17941, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/17941. Letzter Zugriff am: 26.04.2024.
Online seit 29.01.2018.