Dokument-Nr. 18659

Verleumdungen, in: Germania, Nr. 507B, 30. Oktober 1927
Die von Otto Stoeber herausgegebene "Schwarze Fahne", ein Sudelblatt schlimmster Sorte, hat in ihrer Nr. 29 unter dem Titel: "Wieder ein Schweinepriester vor Gericht" schwer belastende Dinge über einen angeblichen Bischof Kowalski von Warschau gebracht. Dabei mußte jeder Leser aus dem Artikel den Eindruck gewinnen, als handele es sich um einen römisch-katholischen Bischof. In Wirklichkeit weiß jedermann in Polen und in polnischen Kreisen, was freilich anderwärts nicht so bekannt zu sein scheint, daß Kowalski zwar ab und zu als "Bischof von Warschau" bezeichnet wird, daß er aber kein katholischer Bischof ist, sondern der vom Hl. Stuhl schon wiederholt verurteilten Sekte der Mariawiten zugehört. Von durchaus zuverlässiger Seite erfahren wir zur Sache:
Der Artikel: "Wieder ein Schweinepriester vor Gericht" befaßt sich mit dem Sektierer Kowalski aus Pock [sic]. Kowalski steht an der Spitze der sogenannten Mariawitensekte, deren Anhängerzahl in Polen immer mehr zurückgeht. Kowalski ist nicht Bischof von Warschau, wie es die "Schwarze Fahne" absichtlich oder unabsichtlich angibt. Die Behauptung von der moralischen Ausschreitung Kowalskis scheint zum Teil wenigstens auf Wahrheit zu beruhen. Die katholische und nationale Presse Polens hat die Verderbtheit Kowalskis und der Mariawitensektierer stets gebrandmarkt, weshalb Kowalski an die 30 Beleidigungsklagen anstrengte, die er jedoch zurückzog, als es zur Verhandlung kommen sollte.
Die "Schwarze Fahne" will bei ihren der hiesigen Verhältnisse unkundigen Lesern offenbar den Eindruck erwecken - vor allem durch die Ausdrücke "Marienkult", "Messe" und durch die beigefügten obszönen Illustrationen mit schwarzem Priesterkleid und römischem Hut, während die Mariawiten doch aschgraue Kleidung tragen - als handle es sich um einen katholischen Bischof.
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 30. Oktober 1927, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 18659, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/18659. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 25.02.2019.