Dokument-Nr. 18678
Herder, Hermann sen. an Pacelli, Eugenio
Freiburg im Breisgau, 20. Mai 1927
Euere Exzellenz kennen die "autorisierten" lateinisch-deutschen Ausgaben der päpstlichen Rundschreiben, die seit 1893 im Herderschen Verlag erscheinen. Ich durfte darüber bei Ihrem Besuche im Verlagshaus am 16. Mai berichten.
Die Sammlung ist auf persönlichen Befehl Seiner Heiligkeit Papst Leo XIII. begonnen worden, der den Prälaten, Universitätsprofessor Dr. Franz Hettinger aus Würzburg nach Rom kommen liess und ihn mit der Übersetzung der ersten Rundschreiben beauftragte.
Seitdem ist die Sammlung unter Genehmigung der Nachfolger Papst Leo XIII. und, unter jeweiliger Vorlage der deutschen Übersetzungen an die Apostolische Nuntiatur, fortgesetzt worden. Der Wert der Sammlu8ng besteht in ihrer Fortführung seit Jahrzehnten, in der Gegenüberstellung des lateinischen und deutschen Textes und in der Treue und Sorgfalt der Übersetzung.
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In den letzten Jahren hat sich eine
Schwierigkeit ergeben, die darin besteht, dass wir mit dieser sorgfältigen und einer
Genehmigung vorbehaltenen Übersetzung trotz beschleunigter Drucklegung später
herauskommen als andere Ausgaben, die solche Rücksichten nicht nehmen. Infolgedessen wird
der Zweck der autorisierten Ausgabe vielfach nicht mehr ganz erreicht.Ich erlaube mir die gehorsamste Anfrage, ob es möglich wäre, durch die Apostolische Nuntiatur in Berlin jeweils den Text der Rundschreiben so früh zu erhalten, dass die Ausgabe womöglich nicht später als die Veröffentlichung in den Zeitungen, keinesfalls später als andere Veröffentlichungen in Buchform erfolgen könnte. Es würde das zur Voraussetzung haben, dass uns oder dem etwa von der Apostolischen Nuntiatur unmittelbar zu bestimmenden Übersetzer schon Korrekturabzüge der Rundschreiben jeweils zugänglich gemacht werden könnten.
Die zwei letzten Rundschreiben sind auf Anregung Seiner Eminenz, des Höchwürdigsten Herrn Erzbischofs von Köln, Kardinal Schulte, durch dessen Freund, Professor Dr.
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Hermann Müller in Paderborn, übersetzt
worden. Eine Anzahl der Rundschreiben gestatte ich mir zur Orientierung beizulegen.Ich darf noch bemerken, dass unsere Veröffentlichungen in den meisten Fällen die aufgewandten Kosten nicht gedeckt haben und also ein – von mir freudig getragenes – Nobile officium darstellen. Wenn es erwünscht scheint, dass die Sammlung fortgesetzt wird und wenn sich das schnellere Erscheinen auf irgend einem Wege ermöglichen lässt, bin ich gerne bereit, auch in der Zukunft die Unkosten zu tragen.
Mit dem Ausdruck grösster Ehrerbietung
Eurer Exzellenz
Gehorsamster
Dr. Hermann Herder
Tipografo Editore Pontificio