Dokument-Nr. 18835

Berg, Ludwig: Bericht
Über das Triduum, dass [sic] Herr Prälat Okolo-Kulak, russischer Emigrant, z.Z. in Warschau, in Gegenwart von dem Bischof Kessler, von Tiraspol, z.Z. in Berlin, vom 2. bis zum 5. April in der Kapelle des katholischen Waisenhauses Pfalzburgerstrasse, 18, gehalten hat.<(1925)>2. [Berlin], vor dem 15. April 1925

Vorbereitungen auf das Triduum: in den russischen Zeitungen "Dni" und "Rul", ferner im Berliner katholischen Sonntagsblatt und in der "Germania" wurde auf die Veranstaltungen hingewiesen. Die Redaktion des "Rul" verweigerte anfangs die Aufnahme dieser Mitteilung in der Rubrik für Vereinsveranstaltungen, da die Veranstaltung mit Rücksicht auf die gespannte Lage zwischen der orientalischen und der römischen Kirche eine unangebrachte Propaganda für die katholische Kirche bedeute. Eine persönliche Rücksprache des Unterzeichneten mit dem ihm bekannten Redakteur ermöglichte aber dennoch die Aufnahme. Programme wurden gedruckt und durch die Post an die bekannten Adressen zugesandt. Bei Privat-Besuchen von Russen wurde, wenn tunlich, auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht. Ebenso wurde an alle Russen, katholische wie orthodoxe, die durch persönlichen Besuch dem Unterzeichneten bekannt waren, die genannten Programme durch die Post zugeschickt. Ein russischer Gesang Chor wurde gegründet, der die einzelnen Vorträge einleiten und beschliessen sollte.
Verlauf der Veranstaltung: Excellenz von Kessler, Bischof von Tiraspol, eröffnete und schloss die kirchliche Feier. Die Hauptgedanken der Ansprachen hat der hochwürdigste Herr im beigefügten Schreiben niedergelegt.
Herr Prälat Okolo-Kulak behandelte die Themata: "Dasein Gottes" (am 2. April), "Unsterblichkeit der Seele" (3. April), "Nachfolge Christi" (4. April) und während der Hl. Messe, am 5. April, der "Eucharistische Christus". Der Herr Prälat hat den Hauptinhalt in dem beigefügten Schreiben angegeben.
Dem ersten Vortrage wohnten 48 <84> <84>3 Personen bei, davon 27 katholisch, die anderen orthodox, auch einige Protestanten aus den balt. Provinzen. Die Hälfte der Teilnehmer waren Männer, vor allem jüngere Männer. An den anderen Tagen waren etwa 30 bis 35 Personen anwesend. 10 empfingen die Hl. Kommunion.
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Alle Personen, die der Veranstaltung beiwohnten, waren dem Unterzeichneten persönlich bekannt und hatten fast alle bereits Besuche in seiner Privat-Wohnung gemacht. Es scheint also, dass die Mitteilung in den öffentlichen Blättern, keine neuen Mitglieder den Versammlungen zugeführt hat. Die Teilnehmer gehörten fast alle dem sogenannten Kreise der Intelligenz an. Unter anderen waren anwesend: Fürst von Massalsky, kath. (wohnte sämtlichen Veranstaltungen bei); Baron und Baronin von Oettingen, kath.; Baron von Taube; 1 russischer Universitätsprofessor, orth.; Herr Sadowski, ehem. Vorsteher der orth. Gemeinde in Berlin; etwa 10 Stundenten, davon 9 orthodox. Dem früheren russischen Heere gehörten an 3 Generäle, orth; 1 Oberst, kath.; mehrere Hauptleute und höhere Offiziere, kath. <orth.>4 Ferner auch der orth. Sekretär des orth. Bischofs Tychon in Berlin, Herr Schokotow, der bereits ein Gesuch eingereicht hat, um in St. Ottilien katholische Theologie zu studieren und später Priester der katholischen-unierten Kirche zu werden. Die in den letzten 5 Monaten übergetretenen Konvertiten waren alle anwesend. Von den früher konvertierten – drei.
Urteile Seiner Excellenz, des hochwürdigsten Herrn Bischof Kessler, des Herrn Prälaten Okolo[-]Kulak und des Herrn Prälaten Glaser aus der Diäzese [sic] Tiraspol, der zufällig in Berlin weilte und den Vorträgen beiwohnte:
"Die ganze Veranstaltung zeigt, dass ein recht gutes Fundament für die russische Seelsorge in Berlin gelegt ist, und dass man vertrauensvoll auf diesem Fundament aufbauen kann."
Erwähnenswert scheint auch zu sein, dass während dieser Tage Fühlung genommen wurde mit dem orthodoxen Priester Diodorus Kolpinski. Er hatte seine Studien in Rom und Innsbruck gemacht, ist zum katholischen Priester geweiht worden, war eine zeitlang als katholischer Priester tätig <(Petersburg)>5, ist aber während der Emigrantenzeit zur orthodoxen Kirche übergetreten und versieht zur Zeit die Seelsorge im Alexander-Heim, bei Berlin. Da Herr Okolo-Kulak ihn persönlich kannte, haben wir ihn zu einem Mittagessen eingeladen und über manche religiöse Fragen eingehend gesprochen. Herr Kolpinski spricht sehr gutes Deutsch und hat den Russen in Berlin den orthodoxen Gottesdienst in deutscher Sprache mit deutscher Predigt gehalten. Herr Kolpinski war sehr damit einverstanden, nach den Ostertagen den Unterzeichneten wiederum zu besuchen.
Der russische Journalist Ischevsky hat über alle Vorträge einen Bericht geschrieben, der in etwa 4 Zeitungen in Belgrad und Paris erscheinen wird. Dieser wird sofort übermittelt, wenn er in Händen des Unterzeichneten ist.
Ludwig Berg.
1Die Dokumente dieses Faszikels sind nicht paginiert. Stattdessen wird hier ihre Nummerierung übernommen.
2Hds. eingefügt, vermutlich vom Verfasser.
3Hds. gestrichen und korrigiert, Korrektur gestrichen und wiedereingegeben von unbekannter Hand, vermutlich vom Verfasser.
4Hds. gestrichen und eingefügt, vermutlich vom Verfasser.
5Hds. eingefügt, vermutlich vom Verfasser.
Empfohlene Zitierweise
Berg, Ludwig, BerichtÜber das Triduum, dass [sic] Herr Prälat Okolo-Kulak, russischer Emigrant, z.Z. in Warschau, in Gegenwart von dem Bischof Kessler, von Tiraspol, z.Z. in Berlin, vom 2. bis zum 5. April in der Kapelle des katholischen Waisenhauses Pfalzburgerstrasse, 18, gehalten hat.<(1925)>, [Berlin] vom vor dem 15. April 1925, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 18835, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/18835. Letzter Zugriff am: 22.12.2024.
Online seit 24.06.2016, letzte Änderung am 01.09.2016.