Dokument-Nr. 18893
Katholiken des östlichen Ritus
(Russische Zeitung "Rul" vom 30. Sept.
1927), 03. Oktober 1927
Einige Stufen führen in ein helles, weisgestrichenes [sic] Zimmer mit weissen Vorhängen an den Fenstern. An den Wänden hängen ein grosses Crucifix und einige Kupferstiche von Murillo und Raphael, in der Ecke steht ein grosser Kachelofen, vorn ein schwarzes Tischchen und mehrere Reihen Stühle. Es ist dies die katholische Präparandenanstalt, in der am Sonntag, den 25. September der erste Vortrag des
Die Zahl der Anwesenden beläuft sich auf 30-35 Personen. Mit Ausnahme mehrerer Persönlichkeiten, sind die Anderen lauter Unbekannte, meist ältere Damen, auch einige Jugendliche. Im Saale hört man ein leises Gerede, das plötzlich verstummt, als der Redner im schwarzen Talar mit raschen Schritten eintritt – ein typisch russisches intelligentes Gesicht umrahmt von einem schwarzen Bart, mit spärlichem glattgekämmten Haar und glänzenden Augen voll jugendlichen Feuers. Ich schaue mir den Redner an, seinen so befremdend wirkenden Talar, der im Widerspruch zu seinem Gesicht steht, und meine Erinnerungen kehren zu längst vergangenen Zeiten zurück."
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Der Kritiker gedenkt weiter
der Jugendjahre des P. Kuzmin-Karawajew, mit dem er gemeinsam studiert haben soll, der
damaligen politischen und literarischen Strömungen in der russischen Studentenschaft und der
Beteiligung P. Kuzmin-Karawajews an denselben, sowie auch der ersten Jahre seines
Aufenthaltes im Auslande."Darauf folgte die Reise nach Rom, das Studium im Seminar und die Rückkehr nach Berlin. 'Vom Bolschewismus zum Katholizismus' – so kann man den Lebenslauf des jetzigen Paters Dimitri kurz bezeichnen.
Der 2-stündige Vortrag des P. Dimitri Kuzmin-Karawajew, unterbrochen von einer 5 Minuten-Pause, war der Begründung des wichtigsten katholischen Dogmas gewidmet: der päpstlichen Gewalt und der päpstlichen Unfehlbarkeit ex kathedra [sic].
P. Dimitri erwähnte auch mit einigen Worten die betrübenden Spaltungen in der orthodoxen Kirche des Auslandes und betonte, dass nach seiner Meinung, den einzigen Ausweg aus der geschaffenen Lage die Anerkennung der päpstlichen Macht bilden würde.
Die Gedanken des Redners fanden keinen Anklang weder in den Herzen noch im Verstande der Zuhörer, die schöne Vortragsform aber und der mehrmals bekundete fanatische Pathos hielten die Zuhörer im Banne. Auch die wunderbar schöne, klare russische Sprache des Redners ohne jegliche Benutzung der aus fremden Sprachen stammenden Wörtern, hatte den Zuhöreren [sic] einen grossen ästhetischen Genuss bereitet.
Der Vortrag
Mitten auf dem belebten und hellerleuchteten Platz umringt eine kleine Gruppe Menschen einige Offiziere und Soldaten der Heilsarmee, die ihre Lieder singen und unter der teilnahmslosen Menge ihre Schriften verteilen.
gez.: R. J. Stein
1↑Die Dokumente dieses Faszikels sind nicht paginiert. Stattdessen
wird hier ihre Nummerierung übernommen.
2↑Masch. gestrichen.
3↑Masch. gestrichen.
4↑Masch. gestrichen.