Dokument-Nr. 19412
Kirnberger, Ferdinand an Pacelli, Eugenio
Darmstadt, 02. Dezember 1928
Hochwürdigster Herr Nuntius!
Ew. Excellenz ließen mir bei der unvergeßlichen Feier zur Wiederherstellung des Mainzer Domes im Auftrage Seiner Heiligkeit, unseres heiligen Vaters das Komturkreuz des Ordens vom hl Gregorius überreichen.
Darf ich Ew. Excellenz ehrerbietigst bitten, Seiner Heiligkeit meinen tiefsten kindlich- ehrfurchtsvollen Dank gütigst zu Füßen zu legen.
Ew. Excellenz kennen mich seit Jahren, um zu wissen, daß mein Leben in allerersten [sic] Linie der heiligen katholischen Kirche gehört. Auch in meinem Berufe im Dienste des Staates will ich im tiefsten Grunde dem Reiche Gottes dienstbar sein. Es war mir deshalb als Sohn des Stellvertreters unseres heiligsten Erlösers eine große Freude, daß Seine Heiligkeit geruhten, meine geringen Verdienste für einen der edelsten sacralen Räume so hoch anzuerkennen.
Gestatten aber Ew. Excellenz, daß ich die Gelegenheit ergreife, um nochmals das helfende Wohlwollen Ew. Excellenz für eine Sache zu gewinnen, die Gottes Vorsehung mir anvertraute: für meine Präsidentschaft des katholischen Akademikerverbandes. Daß ich in diesem Verbande nichts anderes sehe, als durch ihn der Sache Gottes und damit des Heiligen Stuhles ohne Koncession und Vorbehalt zu dienen, brauche ich Ew. Excellenz nicht noch einmal zu versichern. Und immer wieder danke ich Gott, daß Er der Bewegung in Herrn Prälaten Münch in Köln einen Priester schenkte, der in herzlicher Freundschaft zu mir, geradezu mit Leidenschaft und in unverrückbarer Treue die Grundsätze der Kirche
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verficht und
für den Heiligen Stuhl eintritt. Ew. Excellenz kennen die geistigen, kulturellen und
politischen Verhältnisse des Landes der Reformation und Kants gut genug, um es zu verstehen,
daß eine so vorbehaltlose Stellung dem Heiligen Stuhle in seinen Grundsätzen gegenüber nicht
überall im katholischen Deutschland kritiklose Anerkennung findet. Ich wäre Ew. Excellenz
deshalb zu hohem Danke verpflichtet, wenn Ew. Excellenz gelegentlich prüfen wollten, ob es
nicht möglich wäre, die geistige Politik, die ich mit Herrn Prälat Münch eingeschlagen habe
und die die große Mehrheit des Vorstandes des Verbandes hinter sich hat, durch eine
öffentliche Anerkennung des Heiligen Stuhles stützen und damit fest verwurzeln zu
wollen.Ich erlaube mir die Rede Ew. Exzcellenz zu übersenden, die Herr Prälat Münch, der zur Zeit in Rom ist, in Magdeburg gehalten hat, und die der obigen Einstellung Ausdruck gibt.
Indem ich Ew. Excellenz für das mir und dem Verbande so oft erwiesene Wohlwollen ehrerbietigst danke
bin ich Ew. Excellenz
gehorsanst [sic] ergebenster
Rimberger
Hessischer Minister der Finanzen und der Justiz
Präsident des Katholischen Akademikerverbandes