Dokument-Nr. 19507
Molter, Lina an Pius XI.
Nürnberg, 19. August 1928

An Hochlöblichen
Hochwürden Herrn Papst!
Vor Allem muss ich um Verzeihung bitten, wenn ich mir erlaube für meiner Nächsten Not mich an Ihnen zu wenden es wage.
Wie Ihnen beiliegendes Zeitungsblatt berichtet, hat es in der Dörrersgasse 16 I stak bei der alten Frau gebrannt u ist die arme Frau V[alek] nun in große Not geraten dadurch, doch ein Unglück kann jedem passieren. Da diese Frau katholisch ist so wenden wir uns an seine Heiligkeit dem hochwürdigen h. Papst, etwas diese Not zu lindern. Hochwürden wohnen so fürstlich u haben keine Not u diese arme
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Frau weiß nicht, wo sie den Kopf hinlegen soll. Wir haben sie aus Gnadeaufgenommen, weil wir das Elend nicht länger mit ansehen können.
Schuldig ist eigentlich der Vermieter Herr Dumpenberger, weil er das Gaslicht nicht richten lies wie er versprochen hat u. die Katze hat das Licht umgeworfen. Die Frau hatte so schöne Sachen u ist nun bettelarm. Im katholischen Glauben heisst es – man soll seine arme Mitmenschen unterstützen wenn wir mit Wohlhabenheit ausgestattet sind. Die arme Frau V[alek] hat stets den Armen von Ihrem Wenigen gegeben. Soll man da nicht den Glauben verlieren? Nirgends steht man ihr bei obwohl es Christenpflicht
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ist einem unglücklichen Menschen wieder aufzuhelfen. Ich bin keine Katholikin glaube aber auch an eine Hilfe der Mutter Gottes u glaube fest, dass meine innige Bitte – der armen Frau nun aus ihrer bedränkten Lage etwas zu helfen – nicht umsonst ist bei Hochwürdigen Herrn Papst dem Oberhaupt der Kirche.
Ich glaube ein paar Hundert MK spüren Herr Hochwürden Papst nicht u unsere arme Frau kann sich wieder ein Bett u etwas Möbeln damit anschaffen u zeigen damit Herr Hochwürden seine große, gerechte Güte u wir werden die Versicherung haben, dass hohe Geistlichkeiten doch auch armen Leuten helfen wie es auch die Religion lehrt.
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Wir würden uns sehr freuen u. die alte Frau noch mehr, wenn man ihr eine kleine Hilfe senden möchte ohne Vorwürfe.
Verzeihen vielmals meine Anrede, da ich als -nicht Katholikin nicht weiß, wie ich Hochwürden ansprechen soll; werden es mir Hoheit nicht ungütig auslegen u meine herzliche Bitte für die abgebrannte Frau erfüllen u sende ich tausendfachen Dank u tausendmal Vergeltsgott. Man kann doch nichts mit in die Ewigkeit nehmen als unsere guten Werke u wird ein so hoher Herr sicher für die arme Frau ein kleines Scherflein übrig haben u flehe ich nochmals um Hilfe u bitte das Zeitungsblatt mit dem Brand wieder mitzusenden, weil die Frau sichs aufheben will u. Bitte bitte mir nicht böse zu sein mit ganz ergebener Hochachtung Frau Molter, Baldurstr 2
Empfohlene Zitierweise
Molter, Lina an PiusXI. vom 19. August 1928, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 19507, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/19507. Letzter Zugriff am: 28.12.2024.
Online seit 20.01.2020.