Dokument-Nr. 21409
[Zörgiebel, Karl] an Klee, Eugen
Berlin, 20. April 1929
Nach vertraulichen Ermittlungen soll sich Jankowsky als ehemaliger Oberst der russischen Grenzpolizei gegen Persien bei dem russischen Priester Gawril eingeführt haben. Diese Angabe dürfte in Anbetracht der Jugendlichkeit Jankowsky's un-
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treffend sein. Aus angeblichem Interesse für die
russische Kirche soll er sich erboten haben, sämtliche Grabstätten russischer Soldaten in
Deutschland ausfindig zu machen, diese Plätze photographieren und die Photographien in
einem Album zusammenstellen zu wollen. Durch dieses Anerbieten wurde er mit dem hiesigen
russischen Bischof Tichon bekannt, der sich mit seinem Vorhaben einverstanden erklärte, zumal Jankowsky
ausdrücklich auf jede Bezahlung verzichtete. Jankowsky reiste dann sehr viel in Deutschland
herum und photographierte auch tatsächlich verschiedene Grabstätten russischer
Kriegsgefangener in Deutschland. Woher er die Mittel für seine Reisen erhalten hat, konnte
er Bekannten gegenüber nicht erklären; es erscheint daher zweifelhaft, ob er nur zu dem
angegebenen Zwecke seine Reisen unternahm. Tatsächlich ist von ihm ein Album mit
Photographien russischer Grabstätten zusammengestellt und der russischen Kirche am
Fehrbellinerplatz zu Händen des Bischofs Tichon übergeben worden.Russischer Priester ist Jankowsky niemals gewesen, ebensowenig wie er jemals sich theologischen Studien gewidmet hat. Mit der Begründung, daß die Polizei ihm Schwierigkeiten wegen der Verlängerung seiner Aufenthaltsbewilligung mache, erbat er später von Tichon eine Bescheinigung darüber, daß er in Diensten der russischen Kirche stände und monatlich 100 Mark verdiene. Diese unrichtige Bescheinigung soll Tichon tatsächlich ausgestellt haben. Jankowsky hat jetzt auf Grund dieser Bescheinigung die russische Kirche auf Zahlung des Gehalts für mehr als ein Jahr verklagt. Das Verfahren soll beim Amtsgericht Charlottenburg schweben.
Nach den vertraulichen Mitteilungen soll Jankowsky
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mit dem Transport
der Schätze des Maltheserordens nicht das Geringste zu tun haben. Die Schätze sollen
vielmehr nach dem Tode der Zarin-Mutter dem Fürsten Dolgorukoff übergeben worden sein, der
sie nach Berlin transportierte und der russischen Kirche (Bischof Tichon) zur Aufbewahrung
übergab. Dort sollen sich die Schätez auch jetzt noch befinden, obwohl seitens des jetzigen
Großmeisters des Maltheserordens ein Prozeß auf Herausgabe angestrengt worden sein
soll.I. V.
gez. Wündisch.