Dokument-Nr. 2446
Müller, Magdalena an Pacelli, Eugenio
Fischach, 11. Dezember 1917

Hochwürdigster Herr!
Gnädigster Herr Nuntius!
Der gütigen Erlaubnis Ew. Exzelenz [sic] zufolge sende ich nun schriftlich noch die bereits klargelegten Bitten, deren Zweck Förderung des Vereins und vermehrte Hilfe für die lieben armen Knaben sein soll.
Da in gegenwärtiger Zeit ein Verkehr mit dem Hochwürdigen Herrn Generaldirektor unmöglich ist und da ich seit November 1912 fast 79.000 Mitglieder geworben habe, da es auch Vorsteherinnen im Verein gibt, so würde ich den Heiligen Vater recht innig bitten, mich zur Vorsteherin des Sühnungsvereins von Montligeon (Orne, Frankreich) zu ernennen für Bayern oder Deutschland, Österreich, Ungarn u. die Schweiz, da aus allen diesen Ländern zahlreiche Mitglieder vertreten sind. Diese Bitte erfolgt nicht, um einen anderen Titel mir beizulegen, sondern um alles was ich in der Kriegszeit für den Verein getan, nicht nur "privat", sondern "berechtigt" tun zu können. Auch wäre es gut, wenn ich vom Heiligen Vater ausdrücklich das Recht zugestanden bekäme, in der Kriegszeit u. solang der Verkehr mit der Generaldirektion unterbrochen ist, den Verein selbstständig zu verwalten, wie ich es bisher schon tat.
Auch würde ich den Heiligen Vater recht kindlich ergeben um den hlg. Segen bitten 1. für die Mitglieder aus
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genannten Ländern und 2. für alles, was ich als armseliges Werkzeug in Gottes allmächtiger Vaterhand zur Förderung und Festigung des Vereins und für dessen gesichertes Fortbestehen auf deutschem Boden unternehme.
Alles nur, um noch mehr für die Lieblinge des göttlichen Herzens im Flammenmeer wirken zu können u. das edle Werk des Hochwürdigen Generaldirektors auch für die Zukunft trotz der politischen Wirrnisse zu sichern.
Falls Exzelenz [sic] denken, den Heiligen Vater freue in dieser für ihn so sorgenreichen Zeit der Anteil an diesen zahlreichen Vereinsmessen, so bitte ich Seine Heiligkeit auch von der "ewigen Aufnahme" in Kenntnis zu setzen; sobald dann der Postverkehr wieder möglich wird, werde ich durch Exzelenz [sic] ein passendes Ausweiszeichen übermitteln lassen.
Alle Unkosten werde ich bezahlen. Wollen, bitte, Exzelenz [sic] die Bitten im Interesse des Vereins und der armen Knaben gütigst übermitteln.
Treu ergebenst
Magdalena Müller
Lehrerin
Fischach bei Augsburg
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Bestätigung.
Auf Ansuchen wird [anmit]1 bestätigt, daß Fräulein Magdalena Müller Lehrerin in Fischach bei Augsburg sich mit größtem Eifer der "Fördernis" des "Sühnevereins zur Erlösung der verlassenen Knaben im Fegfeuer" betätigt hat und seitens der kirchlichen Oberbehörde keine Erinnerung besteht, wenn derselben die Rechte und Pflichten einer "Vorsteherin" dieses Vereins übertragen werden.
Augsburg am 10. Dezember 1917.
Niedermaier?
Generalvikar
1"[anmit]" unsicher.
Empfohlene Zitierweise
Müller, Magdalena an Pacelli, Eugenio vom 11. Dezember 1917, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 2446, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/2446. Letzter Zugriff am: 09.05.2024.
Online seit 20.12.2011.