Dokument-Nr. 3325
[Hintze, Paul von] an [III. Oberste Heeresleitung]
Großes Hauptquartier, vor dem 08. August 1918

Telegramm
Am 13.6. nachmittags meldete der Artilleriekommandeur seinem Divisionskommandeur, dass auf der Kathedrale in Reims mit Sicherheit eine Beobachtung wahrgenommen werde. Die feindliche Artillerie belege Geländepunkte, die einzig von der Kathedrale aus eingesehen werden könnten, bei der geringsten Bewegung mit schwerem Artilleriefeuer.
Bei seinen Stellungsbegehungen mit dem Artilleriekommandeur, hatte der Divisionskommandeur schon früher festgestellt, dass gerade diejenigen Batterien, die stark beschossen und bei denen Munitionsstapel zerstört waren, nur von der Kathedrale einzusehen waren. Außerdem hatte er im Gelände die Überzeugung gewonnen, dass die in der letzten Zeit häufiger erfolgten Beschießungen mehrerer kleinerer Orte von der Kathedrale geleitet würden.
Da sich der Divisionskommandeur für verpflichtet hielt, jede Gefährdung für das Leben der ihm unterstellten Truppe abzuwenden, erteilte er dem Artilleriekommandeur persönlich sofort den Befehl, den Feind durch Feuer auf die Kathedrale zur Räumung der Beobachtung zu zwingen. Hierauf wurde die Kathedrale beschossen. Sie erhielt mehrere Treffer.
Auch nach dieser Beschießung sind nach Meldung der Truppen wieder Beobachter und Leuchtzeichen auf der Kathedrale mehrfach festgestellt worden.
Das Armeeoberkommando hat daher die Genehmigung erbeten, und erhalten, dass die Kathedrale beschossen wird, sobald Beobachter einwandfrei festgestellt werden.
Empfohlene Zitierweise
[Hintze, Paul von] an [III. Oberste Heeresleitung] vom vor dem 08. August 1918, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 3325, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/3325. Letzter Zugriff am: 23.04.2024.
Online seit 13.07.2011, letzte Änderung am 30.04.2012.