Dokument-Nr. 3693
Untersuchung wegen Hochverrats, in: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 68, 11. März 1923
In der Hochverratssache Fuchs-Machhaus haben die in der Zwischenzeit fortgesetzten Erhebungen gegenüber den übertriebenen und phantastischen Mitteilungen der außerbayerischen Presse folgendes ergeben: Außer Fuchs und Machhaus sind zurzeit noch festgenommen:1. der Kohlenhändler F. Munk aus Mährisch Kronau, wohnhaft in München, 2. der Kaufmann Johann Berger aus Asch, wohnhaft in München, 3. der ledige Landwirt Rudolf Gutermann von Romenthal bei Diessen (dessen mitverhafteter jüngerer Bruder Richard ist wieder entlassen). Der ursprünglich mitfestgenommene Privatdozent Dr. Ruge-Heidelberg ist ebenfalls wieder entlassen.
Nach dem bisherigen Erhebungsmaterial ist anzunehmen, daß wenigstens von dem Theaterdirektor Fuchs und dem Kapellmeister Machhaus beabsichtigt war, die bayerische Regierung zu beseitigen, an ihre Stelle einen Regentschaftsrat zu setzen, der die Vorbedingungen zum Uebergang für eine künftige Monarchie bilden sollte. Ihre Errichtung sollte aber nicht Selbstzweck sein, sondern nur Mittel zur Abwehr der drohenden bolschewistischen Gefahr.
Um sich angeblich für diesen Plan die wohlwollende Neutralität Frankreichs zu sichern, waren sie mit einem französischen Agenten namens Richert in Verbindung getreten, dessen beabsichtigte Festnahme leider nicht gelungen ist. Alle Nachrichten über Waffenlieferungen an die Verschwörer sind falsch. Ebenso falsch sind alle Mitteilungen über die Beteiligung von politschen oder sonst in der Oeffentlichkeit bekannten Persönlichkeiten. Wiederholt wird darauf hingewiesen, daß keine politische Partei in Verbindung mit dem Unternehmen gestanden oder von ihm gewußt hat.