TEI-P5
Dokument-Nr. 443
Abschriften
Euer Exzellenz bedauere ich Kenntnis geben zu müssen von einer bestialischen Tat, die
sich Marokkaner aus Euskirchen der Schwester des Pfarrers Joseph Müller in
Cuchenheim gegenüber haben zuschulden kommen lassen. Ich teile Ihnen
abschriftlich mit, was mir der genannte Pfarrer selber darüber geschrieben hat. Die Empörung
und der Abscheu sind so groß, daß ich Euere Exzellenz im Interesse der Ehre des
französischen Namens nur bitten kann, die bestialische Tat entsprechend zu ahnden und das
katholische Rheinland möglichst bald von den heidnischen Afrikanern zu befreien. In
vollkommenster Hochschätzung habe ich die Ehre, mich zu nennen E. E.
ergebensten
gez.: CJ. Card. Schulte, E. v. K.
Beilage zu vorstehendem Briefe: Cuchenheim, den 4. Januar 1925.
Eminenz! In tiefem Schmerze gestatte ich mir, Ihnen folgendes mitzuteilen: Am Neujahrstag, nachmittags gegen 6 Uhr, wurde meine Schwester, eine Dame von annähernd 40 Jahren, die, wie ich fest überzeugt bin, ihr Leben lang ihre Unschuld sich bewahrt hat, und die die Tage ihres Lebens in Gebet und stiller Arbeit verbracht hat, auf offener Straße, kaum 100 Schritt von der Wohnung, von 3 marokkanischen Soldaten aus Euskirchen überfallen, zu Boden geschlagen, aufs schändlichste mißhandelt und auf bestialische
gez.: Jos. Müller, Pfarrer.
Online seit 24.06.2016.
Dokument-Nr. 443
Schulte, Karl Joseph
an Guillaumat, Adolphe Marie Louis
Köln, 07. Januar 1925
gez.: CJ. Card. Schulte, E. v. K.
Beilage zu vorstehendem Briefe: Cuchenheim, den 4. Januar 1925.
Eminenz! In tiefem Schmerze gestatte ich mir, Ihnen folgendes mitzuteilen: Am Neujahrstag, nachmittags gegen 6 Uhr, wurde meine Schwester, eine Dame von annähernd 40 Jahren, die, wie ich fest überzeugt bin, ihr Leben lang ihre Unschuld sich bewahrt hat, und die die Tage ihres Lebens in Gebet und stiller Arbeit verbracht hat, auf offener Straße, kaum 100 Schritt von der Wohnung, von 3 marokkanischen Soldaten aus Euskirchen überfallen, zu Boden geschlagen, aufs schändlichste mißhandelt und auf bestialische
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Weise vergewaltigt. Nur mit Aufbietung aller Kräfte gelang
es ihr, als die Unholde von ihr gelassen, sich nach Hause zu schleppen. Bleich wie eine
Leiche, verstört wie eine Irrsinnige, zitternd an allen Gliedern, mit Schmutz überladen, mit
Blut überströmt, mit Beulen und Wunden bedeckt, blutig zerkratzt und zerbissen, brach sie an
meiner Haustüre zusammen und liegt seitdem schwererkrankt darnieder. Nach der amtlichen
Bescheinigung des Arztes ist sie "infolge der unmenschlichen Mißhandlung körperlich und
seelisch ganz zusammengebrochen und es ist zu befürchten, daß ihr Nervensystem erschüttert
bleibt, solange sie lebt." Ich empfehle mich und besonders meine arme, unschuldige Schwester
Ihrem Gebet und verbleibe Ew. Eminenz gehorsamstergez.: Jos. Müller, Pfarrer.