Dokument-Nr. 4435
Walzer, Martin: Protokoll
über die Vorgänge in den Geschäftsräumen der "Neuen Pfälzischen
Landeszeitung" Ludwigshafen a. Rh. am 12. Januar 1924.. Ludwigshafen am Rhein, 12. Januar 1924
Nach ungefähr 10 Minuten wurde das Tor geöffnet und die Geistlichen wurden zunächst von einer uniformierten, offenkundig nichtpfälzischen Persönlichkeit befragt, aus welchem Grunde die Katholiken die Regierung der Autonomen Pfalz und ihre Massnahmen ablehnten. Stadtdekan Walzer wies den Frager hin auf den einmütigen Widerspruch der pfälzischen Bevölkerung und die Vorschriften des vierten Gebotes, die lediglich den Gehorsam gegenüber der rechtmässigen Regierung zur Pflicht machten. Diese Erklärung wurde von dem Uniformierten mit höhnischem Lachen entgegengenommen.
Die Fortsetzung der Unterhandlung fand gemeinsam mit den Angestellten des Verlages und dem Betriebsrate der Arbeiterschaft in einem Raume der Redaktion statt. Ein Herr in Zivil verlas eine Verordnung der sogenannten "Autonomen Regierung der Pfalz", nach der die "Neue Pfälzische Landeszeitung" dauernd verboten, das Vermögen des Unternehmens beschlagnahmt und die Sclüssel [sic] nach Speyer abzuliefern seien. Dekan Walzer legte gegen diese Unterdrückungsmassnahmen im Namen der Katholiken Ludwigshafens, deren Eigentum das Blatt ist, sofort schärfsten Protest ein. Das Blatt habe mit der Vertretung des Rechtsstandpunktes und der Grundsätze des vierten Gebotes nur seine Pflicht erfüllt und im Auftrage der katholischen Geistlichkeit gehandelt. Er werde über die Vorfälle dem Apostolischen Nuntius und dem englischen Generalkonsul in München Bericht erstatten. Der Vertrteter [sic] der Separatisten nahm diesen Protest zur Kenntnis. Sein weiterer Vorschlag mit dem separatistischen Kommissar Müller im Bezirksamtsgebäude zu verhandeln wurde von Dekan Walzer abgelehnt, da er auch eine indirekte Anerkennung der sogenannten "Autonomen Regierung" vermeiden müsse. Er sei jedoch bereit mit Herrn Müller als Privatperson im Pfarrhause sich zu besprechen.
Die Bemerkungen des uniformierten Separatistenführers, der Protest der Katholiken führe zu Gewaltmassnahmen und die Separatisten seien gezwungen auf eventuell demonstrierende Katholiken zu schiessen, wurde von den anwesenden Geistlichen scharf zurückgewiesen.
Worüber Protokoll.
M. Walzer, Dekan