Dokument-Nr. 6439
Röhl, Johann[Waschemgelz], WilhelmSchichl, FranzHosselberger, Wenzl an Pacelli, Eugenio
Böhmisch-Röhren, 08. Januar 1921

An die Hohe Apostolische Nuntiatur in München.
Die ehrfurchtsvollst gefertigten [sic] Pfarrangehörigen der Pfarre Böhm. Röhren insgesamt flehen Eure Exzellenz an um gnädigste Intervention bei den hiezu berufenen Instanzen, daß uns unser jetziger Seelsorger, der hochwürdige Herr Eduard Pechtl als Pfarrer verbleibe.
Derselbe leitet nach bischöflicher Bestimmung seit Anfang Dezember 1919 an Stelle des aus der katholischen Kirche ausgeschiedenen H. Johann Divis unsere Pfarre, ist nicht nur ganz unbescholten, sondern ein durch volle zwölf Jahre in der Seelsorge bewährter, musterhafter, pflichteifriger Priester, von der Bevölkerung einmütig geliebt und verehrt.
29v
In nicht geringer Aufregung befindet sich aber diese Bevölkerung, seitdem immer wieder verlautet, es könne ein tschechischer Pfarrer aus nächster Nähe, der in recht üblem Rufe steht, die Stelle erhalten. Die schwer heimgesuchte Pfarrgemeinde hatte ohnehin in ihrem letzten Seelenhirten einen beweibten Priester, der in der letzten Zeit seines hiesigen Aufenthaltes nicht einmal vor einem Kirchenraub zurückscheute. Wir sehnen uns nicht nach einer Wiederholung oder Verdoppelung des Falles.
Eine gedeihliche Seelsorge kann nicht führen noch die Pfarrkinder zur Sittenreinheit anleiten, wer selbst nicht sauber ist, den vielmehr die mala fama eines Konkubinariers begleitet.
Ergebenst verweisen wir auf Canon 2147, § 2 Punkt 2 und 3; ist ein solcher Grund da – hier sind aber deren beide –, so legen Klugheit und Gerechtigkeit es dringend nahe, einem derart Qualifizierten a priori die Pfarrpfründe vorzuenthalten.
Geradezu aufreizend müsste es wirken, wenn in einem demokratischen Staate der kanonisch und in pastoraler Hinsicht nur zu gut begründete einmütige Wille – und Widerwille andrerseits – einer Pfarrgemeinde unberücksichtigt bleiben sollte.
30r

Für den Frieden von sieben volkreichen Ortschaften, für das zeitliche und ewige Heil der Bewohner derselben ist es bei der gegenwärtigen Stimmung unumgänglich notwendig, daß ein deutscher Priester die Pfarrstelle erhalte. Gewöhnlich wird gesagt, daß nicht genug deutsche Priester da seien, um alle deutschen Pfarreien mit solchen zu besetzen; und dies stimmt leider so manchesmal. In unserem Falle aber hat ein deutscher Priester um die Pfarre sich beworben.
Mögen Eure Exzellenz unser inständiges Ansuchen gnädigst aufnehmen und es an geeigneter Stelle huldvollst befürworten.
(Ein Ansuchen in derselben Sache wird gleichzeitig ans hochwürdigste bischöfliche Ordinariat in Budweis geleitet. Dessen Wortlaut in der Beilage B.)
Gemeindevorsteher
I. V. Johann Röhl
Wilhelm [Waschemgelz]
Franz Schichl
Ortsgemeinde Schönberg
Der Ortsvorsteher
Hosselberger Wenzl
Empfohlene Zitierweise
Röhl, Johann an Pacelli, Eugenio vom 08. Januar 1921, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 6439, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/6439. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 14.05.2013, letzte Änderung am 25.06.2013.