Dokument-Nr. 7133
Isenburg-Birstein, Franz Josef Fürst von
an Michalkiewicz, Kazimierz Mikołaj
Vilnius, 18. Mai 1917
Dem Herrn Oberbefehlshaber Ost (Oberquartiermeister) ist die Notlage der Geistlichkeit der Eurer Excellenz unterstehenden Diözese verschiedentlich zur Kenntnis gekommen. Der Herr Oberbefehlshaber Ost, wie Euer Excellenz bekannt, in die Hoheitsrechte des russischen Staates in vollem Umfang auch gegenüber der Geistlichkeit aller Bekenntnisse bis zur endgültigen Regelung der Geschicke dieses Landes eingetreten und daher bereit, die auf rechtlicher Verpflichtung des russischen Staates beruhenden laufenden staatlichen Zuschüsse auch für die Geistlichkeit der Diözese Wilna gemäß Artikel 48 des Haager Abkommens vom 18. Oktober 1907 über die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges aus Landeseinkünften zu leisten unter den Bedingungen, unter denen die Leistung an den Bischöflichen Stuhl und die Geistlichkeit der Diözesen Sejny und Samogitien erfolgt. Nachdem Euer Excellenz nunmehr durch den Apostolischen Stuhl ausdrücklich zur Annahme dieser Staatsbeträge ermächtigt sind, glaube ich mit Euerer Excellenz darin einig, jetzt an die Regelung dieser Frage heranzutreten. Die durch die lange Dauer des Krieges hervorgerufene allgemeine wirtschaftliche Notlage hat auch die Geistlichkeit nicht verschont. Die alsbaldige Lösung dieser Frage wird daher, wie ich überzeugt bin, auch von Eurer Excellenz begrüßt werden in dringendem Interesse der Geistlichkeit und damit auch im Interesse der Kirche, deren Förderung, soweit es in meinen Kräften steht und die kriegerischen Zeiten es gestatten, ich für meine vornehmste Aufgabe halte. Eure Excellenz ersuche ich daher ergebenst, mit meiner Verwaltung in eine Besprechung der Angelegenheit einzutreten, um – unter den gleichen Vorraussetzungen, wie das in den Diözesen Sejny und Samogitien geschehen ist – im Sinne des Apostolischen Stuhles auch der Geistlichkeit der Diözese Wilna, die früher von der russischen Regierung gezahlten Staatszuschüsse zukommen zu lassen. (gez.) Franz Fürst von Isenburg, Oberstleutnant à la suite der Armee.