Dokument-Nr. 8542
Vorstand des Jüdischen Frauenbunds Berlin an Pacelli, Eugenio
Berlin, 04. Dezember 1918

Hochwürdigste Exzellenz!
Der Jüdische Frauenbund, hinter dem die größte Zahl der jüdischen Frauen Deutschlands stehen, erlaubt sich voll Eherbietung Euer Exzellenz mit einer innigen Bitte zu nahen.
Die Judenprogrome in Galizien und Polen lassen unsere Herzen erzittern im Jammer und Mitgefühl mit den armen Opfern einer irregeleiteten Volkswut. Wir sind ohnmächtig zu helfen, und wir trauern in dem Wehgefühl dieser Unmöglichkeit.
Indem wir zuschauen, von wannen uns irdische Hülfe kommen kann, erscheint uns in der geheiligten Person Seiner Heiligkeit des Papstes ein Hoffnungs-
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strahl. Dem vom Himmel zum Friedensstifter Auserkorenen, wendet sich kein Unglücklicher ohne Erhörung zu.
Auch wir, in unserer Not, vertrauen auf die Macht dieser erhabenen Persönlichkeit. Und gestärkt durch dieses Vertrauen, bitten wir im Namen der Menschlichkeit, im Namen Unzähliger auf dem ganzen Erdenrund, die diese blutenden Leiden schmerzvoll wie eigene empfinden.
Das befreiende Wort der Religion – es möge von Seiner Heiligkeit uns gesprochen werden zu Schutz und Schirm und Errettung dieser Ärmsten der unschuldigen Kriegsopfer. Mögen Euer Hochwürdige Exzellenz diese Bitte gütevoll übermitteln. Des Himmels Segen begleite diese
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Wohltat, die gestillten Träume Unglücklicher, der wiedergewonnene Glaube an Gerechtigkeit, die dankbaren Herzen Befreiter seine Eurer Exzellenz segenbereitender Himmelslohn.
Wir verbleiben in Ehrerbietung
der Vorstand des Jüdischen
Frauenbundes
I. A.
Frau Martha Frankl
Rabbinerwittwe
Frau Ernestine Eschelbacher.
Rabbinerwittwe.
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1 Gesehen und Sr. Excellenz dem Hochwürdigsten Herrn Apostolischen Nuntius in München weitergereicht.
Die Vorsitzenden des Jüdischen Frauenbundes in Berlin haben mir vorstehendes Schreiben übergeben mit der dringend Bitte dasselbe an Ew. Excellenz weiterzureichen, damit der Heilige Vater die Gnade haben möge Sich, wie so oft schon in diesem Kriege, sich der schwer bedrängten Juden in Galizien gnädigst anzunehmen.
Ich unterstütze gern diese Bitte und hoffe, dass es dem Heil. Vater gelingen wird auch dieses Friedenswerk glücklich zu vollenden.
In tiefster Ehrfucht zeichnet Ew. Excellenz
unterthänigster [sic]
Dr. Kleineidam,
Fürstbischöflicher Delegat.
1ab hier masch.
Empfohlene Zitierweise
Vorstand des Jüdischen Frauenbunds Berlin an Pacelli, Eugenio vom 04. Dezember 1918, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 8542, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/8542. Letzter Zugriff am: 28.11.2024.
Online seit 17.06.2011.