Fuldaer Bischofskonferenz 1922 vom 22.-25. August, Nr. 01
Die Konferenz beschließt ferner, je ein Schreiben über die traurige Lage des deutschen Volkes infolge des Vertrages von Versailles und über die 'schwarze Schmach' im besetzten Gebiete an den Heiligen Vater zu richten."
Hürten gibt in seiner Edition den hier von den üblichen Grußadressen abweichenden Abschnitt auch in deutscher Übersetzung wieder: "Es sei uns erlaubt, Heiliger Vater, an dieser Stelle Dir unsere Sorgen und unseren Schmerz über die höchst traurige und unwürdige Lage anzuzeigen, in der sich unser Volk befindet, das durch den grausamen und harten sogenannten Frieden von Versailles zu Boden geschlagen von Unheil bis zum Untergang dahinstürzen wird. Gegen alles Recht und Gerechtigkeit wird behauptet, Deutschland sei allein schuld am Kriege. Weite, in weltlicher und christlicher Kultur blühende Gebiete sind von Menschen besetzt, die jeder menschlichen Kultur entbehren; Heiden und Mohammedanern ist etwa die Aufgabe übertragen, Christen, ja, Katholiken zu zwingen, dass sie die öffentliche Ordnung wahren! Wirklich, Heiliger Vater, ein großer Teil unseres Vaterlandes 'wohnt', um die Stimme des klagenden Propheten zu gebrauchen, 'unter den Heidenvölkern, und es findet keine Ruhe; seine Verfolger ergriffen es in seiner Angst', 'die Feinde sind über sein Haupt gekommen'; 'keiner aus all seinen Freunden ist da, um es zu trösten' (Klagel. 1). Wir wissen, Heiliger Vater, dass der Schmerz der Hirten auch Dein Schmerz ist: o dass doch dieser beklagenswerte Zustand, durch den auch die christlichen Sitten in äußerste Gefahr geraten, endlich aufhöre!"
Quellen
Protokoll der Fuldaer Bischofskonferenz vom 22.-25. August 1922, in: HÜRTEN, Heinz
(Bearb.), Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche 1918-1933, Bd. 1: 1918-1925
(Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte A 51), Paderborn u. a. 2007,
S. 439-456, hier 440 Anm. 2.