Russisch-orthodoxe geistliche Akademie in Kasan

Die russisch-orthodoxe geistliche Akademie in Kasan war das geistige Zentrum der russischen Islammission im Süden des Zarenreichs.
Mit der Errichtung des Erzbistums Kasan 1555 wurde auch am Sitz des Metropoliten eine theologische Bildungseinrichtung etabliert. Ziel der Gründung war es, einen christlichen Gegenpol in einer mehrheitlich muslimisch bevölkerten Region des russischen Reichs zu schaffen. Nachdem die Akademie im 18. Jahrhundert geschlossen worden war, konnte durch ihre Wiedereröffnung 1842 eine Blütezeit der Mission und Auseinandersetzung mit dem Islam in Kasan erreicht werden. Ein Beispiel stellt die Tätigkeit Ilminskijs dar, der bis in die 1880er Jahre als Professor tätig war und ausgedehnte Reisen in muslimische Länder unternahm. Vor diesem Hintergrund entwickelte er ein eigenes Modell der Missionsarbeit, das ohne Polemik gegen die muslimischen Traditionen auskam und den Studienbetrieb der Akademie prägte.
In der Folge der Oktoberrevolution von 1917 wurde die Akademie geschlossen und jegliche missionarischen Bestrebungen der russisch-orthodoxen Kirche unterdrückt.
Literatur
GLAZIK, Josef, Die Islammission der russisch-orthodoxen Kirche. Eine missionsgeschichtliche Untersuchung nach russischen Quellen und Darstellungen, Münster 1954, S. 132-140.
WOHLLEBEN, Ekkehard, Die Kirchen und die Religionen. Perspektiven einer ökumenischen Religionstheologie, Göttingen 2004, S. 238.
Empfohlene Zitierweise
Russisch-orthodoxe geistliche Akademie in Kasan, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 10040, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/10040. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 18.09.2015.
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