Kanzlerkrise im Oktober 1917
In mehreren Unterredungen mit den Parteiführern gestand Michaelis Fehler ein. Er war jedoch der Auffassung, die Situation unter Kontrolle zu haben. Er werde mit den einzelnen Parteien bis Dezember ein Regierungsprogramm erarbeiten, an das er sich halten werde.
Kaiser Wilhelm II. befand sich bis zum 21. Oktober auf einer Reise nach Bulgarien und in die Türkei. Nach seiner Rückkehr forderten die Mehrheitsparteien im Reichstag am 23. Oktober, dass ein neuer Reichskanzler mit ihnen ein gemeinsames Regierungsprogramm erarbeiten solle. Am 26. Oktober reichte Michaelis seinen Rücktritt ein. Nach zähen Verhandlungen ernannte Wilhelm II. am 1. November den bayerischen Ministerpräsidenten Georg Graf von Hertling zum neuen Reichskanzler.
Quellen
MATTHIAS, Erich / MORSEY, Rudolf (Hg.), Der Interfraktionelle Ausschuß 1917/18,
Bd. 1 (Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien.
Reihe 1: Von der konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Republik 1),
Düsseldorf 1959, Nr. 55a-d, S. 233-252, Nr. 57a-d,
S. 253-265.
SCHIFFERS, Reinhard / KOCH, Manfred / BOLDT, Hans, Der Hauptausschuß des Deutschen
Reichstags 1915-1918, Bd. 3: 118.-190. Sitzung 1917 (Quellen zur Geschichte
des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Erste Reihe: Von der
konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Republik 9/III), Düsseldorf 1981,
Nr. 187, S. 1789-1797.
Literatur
BERMBACH, Udo, Vorformen parlamentarischer Kabinettsbildung in Deutschland. Der
Interfraktionelle Ausschuss 1917/18 und die Parlamentarisierung der Reichsregierung
(Politische Forschungen, 8), Köln 1967.
HUBER, Ernst Rudolf, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 5: Weltkrieg,
Revolution und Reichserneuerung 1914-1919, Stuttgart u. a. 1978, S. 372-387.