Klerikerseminar im Kriegsgefangenenlager Limburg

Seit Anfang 1916 wurden im Kriegsgefangenenlager Münster französische katholische Seminaristen interniert, die ihr theologisches Studium noch nicht beendet hatten. Für diese wurde ein Seminar eingerichtet, das von kriegsgefangenen französischen Geistlichen geführt wurde, damit die angehenden Kleriker ihre Studien fortsetzen konnten. Es waren bis zu 80 französische Seminaristen inhaftiert, darunter Novizen zwölf verschiedener Orden.
Nach offizieller deutscher Berichterstattung, deren propagandistische Zielsetzung augenscheinlich und der die Erinnerungsschriften ehemaliger französischer gefangener Priester widersprechen, wurden bei Durchsuchungen durch die deutschen Militärbehörden bei einem Teil der Seminaristen verbotene Gegenstände konfisziert, die auf mögliche Fluchtvorbereitungen hinwiesen. Die Seminaristen, die nicht beanstandet wurden, wurden nach entsprechenden Forderungen des Heiligen Stuhls nach Limburg verlegt, wo das Studienseminar in vollem Umfang seit Anfang 1918 fortgeführt wurde.
Literatur
BONIFACE, Xavier, L'aumônerie militaire française: 1914-1962 (Histoire religieuse de la France 17), Paris 2001, S. 115.
DOEGEN, Wilhelm (Hg.), Kriegsgefangene Völker, Bd. 1: Der Kriegsgefangenen Haltung und Schicksal in Deutschland, Berlin 1919, S. 100-109, hier 103-106.
LIMAGNE, Auguste, Un séminaire français … en Allemagne. Souvenirs de captivité, Paris 1918.
ROCHEREAU, Le Séminaire Notre-Dame de la Merci à Münster et Limbourg. Histoire d'un séminaire de prisonniers français en captivité pendant la guerre 1914-1918, Paris 1919, S. 189.
SCHEIDGEN, Hermann-Josef, Deutsche Bischöfe im Ersten Weltkrieg (Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte 18), Köln / Weimar / Wien 1991, S. 156-160.
Empfohlene Zitierweise
Klerikerseminar im Kriegsgefangenenlager Limburg, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 11102, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/11102. Letzter Zugriff am: 19.04.2024.
Online seit 24.03.2010, letzte Änderung am 29.09.2014.
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