Augustinuskommentar zum Johannesevangelium, 24. Traktat
"1. Miracula quae fecit Dominus noster Jesus Christus, sunt quidem divina opera, et ad intelligendum Deum de visibilibus admonent humanam mentem. Quia enim ille non est talis substantia quae videri oculis possit, et miracula ejus quibus totum mundum regit universamque creaturam administrat, assiduitate viluerunt, ita ut pene nemo dignetur attendere opera Dei mira et stupenda in quolibet seminis grano; secundum ipsam suam misericordiam servavit sibi quaedam, quae faceret opportuno tempore praeter usitatum cursum ordinemque naturae, ut non majora, sed insolita videndo stuperent, quibus quotidiana viluerant."
Für Augustinus sind die von Gott gewirkten Prozesse innerhalb der Schöpfung das größte sichtbare Wunder des unsichtbaren Gottes in der Welt. Um den Menschen, die diese wundersamen Vorgänge in der Natur nicht wahrnehmen können oder diese nicht beachten, eine Möglichkeit zur Gotteserkenntnis zu geben, wirkt Gott aufsehenerregende Wunder, die den Rahmen der Naturgesetze überschreiten, wie z.B. die wundersame Brotvermehrung in Joh 6,1-14. Ein solches Wunder befördert laut Augustinus den Glauben, gleichwohl die Erfahrung des Wunders nur einen ersten Zugang darstellt, dem ein tieferes Verstehen folgen muss.
Es folgt eine allegorische Auslegung der Perikope, bei der Augustinus der Frage nachgeht, inwieweit die Jünger und die versammelte Volksmenge das Handeln Jesu verstehen können.
Quellen
PL (Patrologiae cursus completus. Patrologia latina. Series latina. Accurante Jacques
Paul Migne, Paris 1841), 35, Sp. 1379-1976.
Des heiligen Kirchenvaters Aurelius Augustinus Vorträge über das Evangelium des
Hl. Johannes. Übersetzt und mit einer Einleitung versehen von Dr. Thomas Specht,
Bd. 2, Kempten / München 1913, S. 409-415.