Nuntiaturklassen

Die Nuntiaturen des Heiligen Stuhls wurden in zwei Klassen eingeteilt. Die Nuntiaturen in Wien, Paris und Madrid, später auch Lissabon, waren Nuntiaturen I. Klasse, da sie als "posti cardinalizi", kardinalizische Posten, ihrem Inhaber einen Anspruch auf die Erhebung zum Kardinal gewährten. Die Nuntiaturen II. Klasse dagegen gehörten zu den "subkardinalizische Posten" (WEBER), von denen aus ein Inhaber in aller Regel auf ein kardinalizisches Amt befördert wurde, so daß die Besitzer eines subkardinalizischen Amtes am Ende tatsächlich in aller Regel den roten Hut erhielten. Die Nuntiaturen II. Klasse waren WEBER zufolge Brüssel, München, Luzern und Neapel. Für München stellt WEBER fest: "Mit Ausnahme eines Nuntius, von dem man genau weiß, daß er sich aus privaten Gründen aus der Karriere zurückzog und jede weitere Stelle in Rom ablehnte (Mercy d'Argenteau), sowie eines im Amt Verstorbenen (Roncetti) haben alle anderen 15 Nuntien, die zwischen 1817 und 1900 in München waren, später den roten Hut erhalten." Durch den anscheinend nicht bestrittenen Anspruch von Nuntien II. Klasse, eine Nuntiatur I. Klassen zu erhalten, ergab sich ein Problem, wenn kein solcher Posten frei war. Als Kompensation konnten Kirchenstaatsbistümer fungieren.
Da Pacelli direkt nach seiner Berliner Nuntiatur den roten Hut erhielt, ist auch diese Nuntiatur möglicherweise zu denen I. Klasse zu zählen. Sein Nachfolger Cesare Orsenigo verstarb nach der Übersiedlung der Nuntiatur nach Eichstätt 1946 im Amt.
Literatur
WEBER, Christoph, Kardinäle und Prälaten in den letzten Jahrzehnten des Kirchenstaates. Elite-Rekrutierung, Karriere-Muster und soziale Zusammensetzung der kurialen Führungsschicht zur Zeit Pius' IX. (1846-1878), Teilbd. 1 (Päpste und Papsttum 13,1), Stuttgart 1978, S. 151-157, 260 f.
Empfohlene Zitierweise
Nuntiaturklassen, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1247, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1247. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 18.09.2015.
Als PDF anzeigen