Apostolische Nuntiatur in Berlin
Während des Ersten Weltkriegs wurde zwischen der Reichsregierung und dem Heiligen Stuhl über die Errichtung einer Apostolischen Nuntiatur für das Deutsche Reich in Berlin erfolglos verhandelt. Der Vorgänger Pacellis als Nuntius in München, Giuseppe Aversa, schlug die Form einer Doppelakkreditierung in München und Berlin vor, doch diese Pläne wurden wegen des Widerstands der bayerischen Regierung nicht umgesetzt. Pacelli kritisierte in seinen Nuntiaturberichten immer wieder den mangelnden offiziellen Kontakt der Münchener Nuntiatur zur Reichsregierung in Berlin. Diesen Umstand machte er unter anderem für das Scheitern der Päpstlichen Friedensinitiative vom Sommer 1917 verantwortlich. Um diesen Mangel auszugleichen, musste er auf die Vermittlung des Zentrumsabgeordneten Matthias Erzberger zurückgreifen.
Die Reichsregierung intensivierte nach dem Krieg die Bemühungen um die Einrichtung einer Reichsnuntiatur, um die diplomatische Isolation nach dem Versailler Friedensabkommen zu durchbrechen. Allerdings war Bayern nicht bereit, die Münchener Nuntiatur aufzugeben. Daher wurde Aversas Vorschlag wieder aufgegriffen. Am 16. April 1920 wurde Eugenio Pacelli zusätzlich zu seinem Amt als Nuntius in Bayern zum Nuntius beim Reich in Berlin ernannt. Pacelli übergab Reichspräsident Friedrich Ebert am 30. Juni sein Beglaubigungsschreiben. Er siedelte jedoch erst nach Abschluss des Konkordats mit Bayern (Ratifizierung am 24. Januar 1925) am 18. August 1925 endgültig nach Berlin um.
Analyse
Pacelli erfuhr von seiner Transferierung nach Berlin nicht von seinem Vorgesetzten Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri, sondern aus der Presse (Dokument Nr. 8665).Literatur
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Pacellis Ablehnung der Transferierung in die Berliner Nuntiatur; Schlagwort
Nr. 466.
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