Informationen Schultes über Alois Müller

In seinem Schreiben an Pacelli vom 30. Juni 1921 äußerte sich der Kölner Erzbischof Karl Joseph Kardinal Schulte unter anderem auch über Alois Müller:
"Hochwürdigste und Verehrte Exzellenz!
Außer über Herrn Professor Rademacher sprach mir vorgestern Herr Prälat Prof. Dr. Kaas auch davon, daß Eure Exzellenz von mir Aufschluß über Professor Dr. Königer, Kanonist in Bonn, und über Privatdozent Dr. Alois Müller, Mitglied der philos. Fakultät in Bonn wünschten. …
Dr. Alois Müller hatte seit Jahren den Wunsch sich philosophischen Studien berufsmäßig zu widmen. Er schrieb vor mehreren Jahren recht unglückliche, wenngleich gutgemeinte Artikelchen über den Hexameron; das war alles, was ich von ihm wusste, als ich ihn im vergangenen Jahr auf einer Visitationsreise kennenlernte. Ich fand ihn – gegen seinen Wandel und gegen sein priesterliches Wirken auf dem kleinen Posten, den er innehatte, ließ sich nichts einwenden – in tiefer Verstimmung, da ihm auf seiner einsamen Landstelle das Studium unmöglich gemacht wurde. In der Verhandlung mit ihm konnte ich feststellen, dass er über die mathematische Philosophie bzw. über das Grenzgebiet zwischen Mathematik und Philosophie bedeutende Arbeiten vorweisen konnte. Als ich mich bei meinem Generalvikar über ihn erkundigte, wurde mir geantwortet, es sei kein Grund dagegen, dass er wieder in die Nähe von Bonn versetzt wurde. Inzwischen ist diese Versetzung vollzogen; er ist geistl. Rektor in Buschdorf bei Bonn. Die Einreichung seiner Arbeit an die Philosophische Fakultät der Universität Bonn bewirkte, dass er als Privatdozent willkommen geheißen wurde. Bei der mir hierüber erstatteten Meldung habe ich meine Zustimmung an die Bedingung geknüpft, dass er auf seinem engeren, eben genannten Fachgebiete bleibe. Es missfiel mir, dass er als Thema seines akademischen Probevortrags laut der Zeitung wählte: 'Moderne und scholastische Philosophie.' Da ich von Bonn aus aber nichts Ungünstiges über ihn hörte, habe ich ihn bislang in Ruhe gelassen. Soviel ich weiß, hat er außer einem akademischen Probevortrag noch keine Vorlesung gehalten. Die Erinnerung Eurer Exzellenz wird mich veranlassen, ihm erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Einen widerspenstigen Charakter hat er nicht. Übrigens kommt er als Lehrer für unsere Theologiestudenten gar nicht in Betracht. Ihm ist keine der vielen philosophischen Vorlesungen, die nunmehr im zweijährigen Kursus gehört werden müssen, anvertraut worden, und ich denke auch nicht daran, dies später zu tun..."
Quellen
Schulte an Paceli vom 30. Juni 1921; AAV, Arch. Nunz. Berlino 68, fasc. 3, fol. 41rv.
Empfohlene Zitierweise
Informationen Schultes über Alois Müller, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 14083, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/14083. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 24.10.2013, letzte Änderung am 24.06.2016.
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