Schreiben Wilhelms II. an Anna von Preußen vom 7. August 1901

Im Kontext der Konversion Annas von Preußen zum Katholizismus am 10. Oktober 1901 sind mehrere Schreiben ihres Neffen Wilhelms II. bezeugt. So schrieb er seiner Tante bereits am 24. Juli 1901: "Wenn Du bei Deinem Vorhaben des Religionswechsels beharrst, so theile ich Dir als Chef des Hauses Hohenzollern mit, dessen Mitglied Du noch zu sein die Ehre hast, daß Du nicht mehr zu demselben gehören wirst und alle Familienmitglieder sofort auf immer den Verkehr mit Dir abzubrechen haben werden."
Mit dem "berühmten Brief" kann jedoch nur der vom 7. August 1901 gemeint sein. Dieser führte kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 zu heftigen Debatten in zahlreichen Zeitungen, da die vom Kaiser darin angeblich getätigten Aussagen über den Katholizismus als Ausdruck der Ablehnung gegenüber den Katholiken im Reich verstanden wurden. Der Text, der 1914 kursierte, war allerdings eine Fälschung. Das nicht überlieferte Original unterlag strengster Geheimhaltung. Die Tatsache, dass es nicht als Gegendarstellung publiziert wurde, lässt vermuten, dass es in einem ähnlichen Tenor wir die Fälschung gehalten war. Das Umfeld des Kaisers versuchte, die Aussagen lediglich als "Familienangelegenheit" darzustellen und ihnen damit jede allgemeine Aussagekraft abzusprechen.
Literatur
RÖHL, John C. G., Wilhelm II. Der Weg in den Abgrund 1900-1941, München 32018, S. 186-190.
Empfohlene Zitierweise
Schreiben Wilhelms II. an Anna von Preußen vom 7. August 1901, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1437, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1437. Letzter Zugriff am: 24.11.2024.
Online seit 24.06.2016, letzte Änderung am 26.06.2019.
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