Parlamentarisches System in Großbritannien

Das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland wurde 1801 gegründet. Es hatte kein einheitliches Verfassungsdokument wie in anderen Staaten üblich, sondern seine Verfassung ergab sich aus bestehenden Gesetzen und Regierungsprinzipien. Es handelte sich daher nicht um eine ungeschriebene, sondern um eine unsystematische und unkodifizierte Verfassung. Für das britische Regierungssystem war die Parlamentssouveränität von großer Bedeutung. Das britische Parlament bestand aus dem "House of Commons", dem Unterhaus, und dem "House of Lords", dem OberhauS. Das Oberhaus setzte sich aus den anglikanischen Bischöfen sowie aus Adelsvertretern, die per Geburtsrecht im Oberhaus vertreten waren, zusammen. Es war streng konservativ. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verschob sich das politische Gewicht – nicht zuletzt durch die in mehreren Schritten durchgeführten Wahlrechtsreformen – vom Monarchen und den Lords hin zu den Parteien im UnterhauS. Die Abgeordneten des Unterhauses wurden nach einem Zensuswahlrecht gewählt. Der Premierminister und die Regierung waren dem Unterhaus verantwortlich. Der "Parliament Act" von 1911 brachte dem Unterhaus das politische Übergewicht über das OberhauS. Denn er hob die Möglichkeit der Lords, von den Abgeordneten beschlossene Gesetze mit einem Veto zu stoppen, auf.
Quellen
Bill of Rights 1689, in: The UK Statute Law Database, in: www.legislation.gov.uk (Letzter Zugriff am: 18.03.2013).
Die Verfassungen in Europa 1789-1949. Wissenschaftliche Textedition unter Einschluß sämtlicher Änderungen und Ergänzungen sowie mit Dokumenten aus der englischen und amerikanischen Verfassungsgeschichte, München, S. 87-130.
HANHAM, Harold John, The Nineteenth Century Constitution 1815-1914. Documents and Commentary, Cambridge 1969.
Parliament Act 1911, in: The UK Statute Law Database, in: www.legislation.gov.uk (Letzter Zugriff am: 18.03.2013).
Literatur
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KLEY, Andreas, Verfassungsgeschichte der Neuzeit. Grossbritannien, die USA, Frankreich, Deutschland und die Schweiz, Bern 2004, S. 55-71.
Le May, Godfrey H. L., The Victorian Constitution. Conventions, Usages and Contingencies, New York 1979.
LEONHARD, Jörn, Die Grammatik der Gesellschaft: Perspektiven der Verfassungsgeschichten Frankreichs und Großbritanniens seit dem 19. Jahrhundert, in: NEUHAUS, Helmut (Hg.), Verfassungsgeschichte in Europa. Tagung der Vereinigung für Verfassungsgeschichte in Hofgeismar vom 27. bis 29. März 2006 (Der Staat, Beiheft 18), Berlin 2010, S. 49-70.
MOUONT, Ferdinand, The British Constitution Now, London 1992.
UK Parliament Website, in: www.parliament.uk (Letzter Zugriff am: 18.03.2013).
Empfohlene Zitierweise
Parlamentarisches System in Großbritannien, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 16028, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/16028. Letzter Zugriff am: 19.04.2024.
Online seit 24.03.2010, letzte Änderung am 25.03.2013.
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