Konflikt zwischen Antonius von Henle und Johann Baptist Hierl

Zwischen dem Regensburger Bischof Antonius von Henle und seinem Weihbischof und Dompropst Johann Baptist Hierl kam es in den Jahren ab 1912 zu massiven Spannungen, die eine Zusammenarbeit fast unmöglich machten.
Die ohnehin konfliktgeladene Situation im Regensburger Domkapitel wurde durch den Dauerstreit der beiden Würdenträger, der sich zu einer persönlichen Feindschaft entwickelte, weiter verschärft. Henle entwickelte gegen Hierl, der 1911 zum Weihbischof und Dompropst ernannt worden war, ein fast krankhaftes Misstrauen, das sich zunächst darin zeigte, dass er ihm keine entsprechenden liturgischen Funktionen überließ und ihm weiterhin dieselben Auflagen machte, die für einfache Priester galten. So zwang er ihn öffentlich, bei Pontifikalmessen als Zeichen der Unterwürfigkeit den bischöflichen Ring und das Gewand zu küssen. Außerdem sollte er bei feierlichen Gottesdiensten keine Pontifikalien tragen. Da Hierl jedoch die Mehrzahl der Domkapitulare hinter sich wusste, wurde der Streit mit dem Bischof in den Kapitelssitzungen fortgeführt, wobei Generalvikar Scheglmann und Domdekan Kiefl zu Bischof von Henle hielten.
Pacelli erhielt 1924 einen Bericht des Jesuiten Balthasar Wilhelm, des Spirituals am Regensburger Priesterseminar, der von Henle ein für Schmeicheleien anfälliges Wesen attestierte, das Generalvikar und Domdekan zu nutzen wussten. Nach zehn Jahren öffentlicher und subtiler Demütigungen wandte sich im selben Jahr auch Hierl selbst an den Nuntius und schilderte die Situation in Regensburg. Er sah in Domdekan Kiefl den Hauptschuldigen, da dieser zur Intrige neige und rücksichtslos versuche, seine Macht im Bistum auszubauen.
Um den Dauerkonflikt zu lösen, versuchten verschiedene Persönlichkeiten, darunter der Münchener Erzbischof Kardinal Faulhaber sowie die BVP-Politker Matt und Held, Pacelli davon zu überzeugen, Hierl als Koadjutor mit Nachfolgerecht in die Diözese Würzburg zu versetzen, was der Nuntius aber ablehnte.
Literatur
HAUSBERGER, Karl, Franz Xaver Kiefl (1869-1928). Schellverteidiger, Antimodernist und Rechtskatholik (Quellen und Studien zur neueren Theologiegeschichte 6), Regensburg 2003, S. 126-128.
Empfohlene Zitierweise
Konflikt zwischen Antonius von Henle und Johann Baptist Hierl, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 175, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/175. Letzter Zugriff am: 20.04.2024.
Online seit 24.10.2013, letzte Änderung am 29.01.2018.
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