Revolution von 1848/49

Unter der Revolution von 1848/49 versteht man eine Reihe revolutionärer Ereignisse in Europa, die in der französischen Februarrevolution 1848 ihren Ausgang nahmen. Es kam zu ähnlichen Ereignissen in Ungarn, Italien und im Deutschen Bund.
Für den Deutschen Bund unterscheidet die moderne Forschung zwei parallele Revolutionen: eine bürgerliche Institutionen-Revolution auf der einen und eine elementare Revolution auf der anderen Seite.
Die elementare Revolution, die etwa in Form von Bauernaufständen losbrach, war im Kern gegen die Moderne gerichtet und ohne Bezug auf Verfassung und Nation. Durch sie konnten unterbürgerliche Schichten vielfach Forderungen gegenüber Grund- und Landesherren durchsetzen. Die dafür benutzte Gewalt schürte aber insbesondere im Bürgertum Angst vor Pöbelherrschaft und Anarchie.
Das Ziel der bürgerlichen Institutionen-Revolution war die Errichtung eines deutschen Nationalstaats als moderner Verfassungsstaat. Mit Hilfe der einzelstaatlichen "Märzministerien" und der Frankfurter Nationalversammlung sollte die Revolution in Zusammenarbeit mit den Dynastien in einer Reform kanalisiert werden. Befördert wurden diese Bemühungen durch die gleichzeitige Ausweitung und Verdichtung der bürgerlichen Öffentlichkeit insbesondere in Form von Zeitungen, Parteien und Vereinen.
Kristallisationspunkt der bürgerlichen Institutionen-Revolution war die Paulskirchenverfassung von 1849. Mit ihr sollte das kleindeutsche Reich als konstitutionelle Monarchie errichtet werden. Sie enthielt die Garantie der bürgerlichen Freiheitsrechte. So wurden unter anderem die Glaubens- und Gewissensfreiheit verkündet und erstmals die Staatsbürgerschaftsrechte vom religiösen Bekenntnis gelöst. Joseph Hollwecks These, dass die Revolutionäre von 1848 damit das Individuum von aller Religion befreien wollten, ist jedoch in ihrer Pauschalität gewiss zu verwerfen.
Die Ablehnung der Parlamentskrone durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. bedeutete das Scheitern der Instituionen-Revolution. Die letzte Revolutionswille wurde im Frühjahr 1849 mithilfe des preußischen Militärs niedergeschlagen.
Quellen
Verfassung des Deutschen Reiches ["Paulskirchen-Verfassung"] vom 28. März 1849, in: Reichsgesetzblatt, Nr. 16, S. 101-147.
Literatur
LANGEWIESCHE, Dieter, Revolution 1848/49, in: Enzyklopädie der Neuzeit 11 (2010), Sp. 175-183.
HAHN, Hans-Werner / BERDING, Helmut (Hg.), Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 14: Reformen, 19. Jahrhundert (1806-1918). Restauration und Revolution 1806-1848/49, Stuttgart 102010, S. 415-656, hier 529-656.
Empfohlene Zitierweise
Revolution von 1848/49, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 18123, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/18123. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 04.06.2012, letzte Änderung am 25.03.2013.
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