Sitzung bei Reichskanzler Hertling am 15. September 1918
Die Mehrheitsparteien forderten, sich positiv zur Note zu verhalten und die Bereitschaft zu erklären, sofort an Friedensgesprächen teilzunehmen. Staatssekretär von Hintze dagegen war der Ansicht, die Reichsregierung solle dem Schreiben gegenüber neutral bleiben und herausstellen, dass der Bündnisgedanke zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn nicht gefährdet sei. Hertling bezog im Laufe der Debatte die Position der Vertreter der Mehrheitsparteien, deren Ansicht sich durchsetzten konnte. Am 20. September signalisierte das Deutsche Reich in seiner Antwort an Österreich-Ungarn seine Bereitschaft zur Teilnahme an Friedensverhandlungen.
Dieses Vorgehen stellte eine Krise der Reichsregierung dar, da der Interfraktionelle Ausschuss und nicht die Regierung in diesem Fall das bestimmende Gremium war.
Quellen
MATTHIAS, Erich / MORSEY, Rudolf (Bearb.), Der Interfraktionelle Ausschuß 1917/18,
Bd. 2 (Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien.
Reihe 1: Von der konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Republik 1),
Düsseldorf 1959, Nr. 221, S. 592-604, hier 595-598.
Literatur
HUBER, Ernst Rudolf, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 5: Weltkrieg,
Revolution und Reichserneuerung 1914-1919, Stuttgart u. a. 1978, S. 518-521.