Santa Maria dell'Anima

Die Santa Maria dell'Anima ist die Kirche der deutsch sprechenden Katholiken in Rom. Eine erste Erwähnung findet sich in einer Bulle von Papst Bonifaz IX. aus dem Jahr 1398. Die Gründung zu Ehren der Gottesmutter diente als Hospiz für deutsche Pilger in Rom. 1406 verlieh Papst Innozenz VII. dem inzwischen zu einem Hospital ausgebauten Gebäude einen Schutzbrief, der es von den pfarrlichen und städtischen Jurisdiktionen befreite, und unterstellte es dem Heiligen Stuhl. Durch eine Bulle Papst Eugens IV. wurde das Hospital 1444 zur Seelsorge an den deutschen Pilgern und Armen, zum regelmäßigen Gottesdienst sowie zur Spendung der Sakramente ermächtigt. 1542 wurde die fertig gestellte Kirche konsekriert. Während der Französischen Revolution wurde die Kirche von Franzosen geplündert, später betrachteten die (spanischen) Niederlande Santa Maria dell'Anima als ihre Gründung, während das inzwischen sehr stark gewordene italienische Element den ursprünglichen und stiftungsgemäßen Charakter zu verwischen drohte. 1859 wurde das Hospiz in ein Priesterkolleg umgewandelt, in dem Kapläne aus den deutschsprachigen Diözesen während ihrer Studien in Rom unterkamen.
1923-1952 war der Österreicher Alois Hudal Rektor des deutschen Priesterkollegs Santa Maria dell'Anima. Durch sein nationales Bewusstsein war Hudal anfänglich vom Nationalsozialismus in Deutschland begeistert, rückte jedoch wegen der Radikalisierung, der Religionsfeindlichkeit und dem Rom-Hass von ihm ab. Hudal kritisierte den Nationalsozialismus in seiner ideologischen Ausprägung, insbesondere die Rassenlehre und den daraus folgenden Antisemitismus. Er ließ dem Vatikan Strategiepapiere im Umgang mit der NSDAP zukommen, forderte eine Verurteilung der nationalsozialistischen Irrtümer und Indizierung entsprechender Werke. 1933 zum Titularbischof von Aela ernannt, hatte Hudal zunächst ein gutes Verhältnis zu Eugenio Pacelli. Im Vorgehen gegen den Nationalsozialismus gingen die Meinungen im Laufe der Zeit immer weiter auseinander. Pacelli ignorierte Hudals Handlungsaufforderungen und verbot dessen Veröffentlichungen zur politischen Situation in Deutschland, da er dadurch negative Konsequenzen befürchtete. 1952 wurde Alois Hudal gegen seinen Willen vom Amt des Rektors von Santa Maria dell'Anima enthoben.
Literatur
BURKHARD, Dominik, Alois Hudal – ein Anti-Pacelli? Zur Diskussion um die Haltung des Vatikans gegenüber dem Nationalsozialismus, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 59 (2007), S. 61-89.
CHENAUX, Philipp, Pacelli, Hudal et la question du nazisme 1933-1938, in: Rivista di Storia della Chiesa in Italia 57 (2003), S. 133-154.
HUDAL, Alois, S. Maria dell'Anima. Die deutsche Nationalkirche in Rom, Rom 1928.
HUMMEL, Karl-Joseph, Eugenio Pacelli / Papst Pius XII. und Alois Hudal: Kooperation und Konkurrenz ungleicher Partner, in: Anima-Stimmen 17 (2009), S. 31-52.
KNOPP, Gisbert / HAMSMANN, Wilfried, S. Maria dell'Anima. Die deutsche Nationalkirche in Rom, Mönchengladbach 1979.
LENZENWEGER, Joseph, Santa Maria de Anima. Erste und zweite Gründung, Wien 1959.
MATHEUS, Michael (Hg.), S. Maria dell'Anima. Zur Geschichte einer "deutschen Stiftung" in Rom, Berlin /New York 2010.
REHBERG, Andreas, Santa Maria dell'Anima. Zur Geschichte einer 'deutschen' Stiftung in Rom, in: hsozkult.geschichte.hu-berlin.de (Letzter Zugriff am: 19.03.2013).
Santa Maria dell'Anima. Deutschsprachige Katholische Gemeinde in Rom. (Letzter Zugriff am: 15.10.2013).
SCHMIDLIN, Joseph, Geschichte der deutschen Nationalkirche in Rom, Santa Maria dell'Anima, Freiburg im Breisgau 1905.
SPATZENEGGER, Hans, Das Archiv von Santa Maria dell'Anima in Rom, in: Römische historische Miteilung 25 (1983), S. 109-163.
Empfohlene Zitierweise
Santa Maria dell'Anima, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 19060, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/19060. Letzter Zugriff am: 24.11.2024.
Online seit 24.03.2010, letzte Änderung am 16.12.2013.
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