Verfassunggebende Nationalversammlung
Die Wahlen zur Verfassunggebenden Nationalversammlung am 19. Januar 1919 führten zu einem klaren Sieg der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD). Gemeinsam mit der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der Deutschen Zentrumspartei (Z) hatte sie eine Dreiviertel-Mehrheit. Die drei Parteien setzten die Oktoberkoalition fort und bildeten die "Weimarer Koalition".
Die Verfassunggebende Nationalversammlung konstituierte sich am 6. Februar 1919 in Weimar, um vor den revolutionären Unruhen, dem Januaraufstand in Berlin, sicher zu sein. Die Mehrheitsparteien wollten schnellstmöglich geordnete Verhältnisse herstellen, weshalb am 8. Februar das "Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt" eingereicht und nur zwei Tage später am 10. Februar angenommen wurde. In seinen zehn Paragraphen legte das Gesetz durch die Macht des Faktischen die Grundstruktur für die spätere Weimarer Reichsverfassung.
Am 11. Februar wählte die Verfassunggebende Nationalversammlung Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten, der Philipp Scheidemann (SPD) als neuen Reichskanzler mit der Regierungsbildung beauftragte. Daraufhin begann die Nationalversammlung mit den Verfassungsberatungen, die sich vor allem im 28-köpfigen Verfassungsausschuss abspielten. Die Verfassungsberatungen wurden allerdings einerseits von den innenpolitischen Unruhen im Frühjahr und andererseits von den Friedensverhandlungen in Paris überschattet. Das Kabinett Scheidemann musste wegen der Frage der Annahme des Versailler Vertrags am 21. Juni 1919 vom Kabinett Gustav Bauer (SPD) abgelöst werden. Am 23. Juni stimmte die Nationalversammlung nach hitzigen Debatten dem Versailler Vertrag zu. Am 31. Juli verabschiedete sie die Weimarer Reichsverfassung, die am 14. August in Kraft trat.
Nach den Reichstagswahlen vom 6. Juni 1920 wurde die Verfassunggebende Nationalversammlung vom Reichstag abgelöst.
Quellen
Das Kabinett Bauer (1919/1920), in: Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik online,
in: www.bundesarchiv.de (Letzter Zugriff am: 15.06.2011).
Das Kabinett Müller I (1920), in: Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik online,
in: www.bundesarchiv.de (Letzter Zugriff am: 15.06.2011).
Das Kabinett Scheidemann (1919), in: Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik
online, in: www.bundesarchiv.de (Letzter Zugriff am: 15.06.2011).
MATTHIAS, Erich / MILLER, Susanne (Bearb.), Die Regierung der Volksbeauftragten 1918/19
(Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Erste Reihe:
Von der konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Republik 6), Düsseldorf
1969.
Verhandlungen des Deutschen Reichstags. Reichstag (Weimarer
Republik/Nationalsozialismus) 1918-1942. Nationalversammlung, in: www.reichstagsprotokolle.de (Letzter Zugriff am: 26.07.2010).
Literatur
ALTMANN, Gerhard, Die Nationalversammlung, in: www.dhm.de (Letzter Zugriff am: 26.07.2010).
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IMMEL, Jan, Hugo Preuß und die Weimarer Reichsverfassung, Berlin 2002.
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