Wiener Kongress 1815

Nach dem Sieg über Napoleon und seiner Abdankung am 5. April 1814 versammelten sich von Oktober 1814 bis Juni 1815 in Wien Monarchen, Minister, Diplomaten und Bevollmächtigte fast aller europäischer Staaten zu einem Kongress, um eine dreifache Aufgabe zu lösen: die Wiederherstellung des Gleichgewichts der Mächte in Europa, die Erneuerung der politischen Landkarte Europas und die Neuregelung des Zusammenhalts der deutschen Staatenwelt.
Es wurden umfangreiche territoriale Neuordnungen in Europa und vor allem in Deutschland mit der Gründung des Deutschen Bundes beschlossen, um das Gleichgewicht der fünf europäischen Großmächte Großbritannien, Frankreich, Preußen, Österreich und Russland zu bewahren.
Die Frage eines Konkordats für die deutschen Staaten, die nach Säkularisation und Reichsdeputationshauptschluss virulent war, stellte hierbei nur einen Nebenschauplatz dar. Karl Theodor von Dalberg, Erzbischof von Regensburg und Bischof von Konstanz, versuchte auf dem Kongress über seinen Konstanzer Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg seine Pläne eines Bundeskonkordats zu verwirklichen, die er schon als Fürstprimas des Rheinbundes unter Napoleon betrieben hatte. Jedoch beinhalteten diese Pläne eine Vereinigung der deutschen Kirche unter einem nationalen Primas, so dass der von Papst Pius VII. auf den Wiener Kongress entsandte Kardinalstaatssekretär Ercole Consalvi trotz seiner Abneigung gegen Sonderkonkordate mit den Einzelstaaten Dalbergs Pläne ablehnte. Daneben gab es innerhalb der deutschen Kirche Widerstand gegen die vermeintlich romfeindliche Primas-Idee. Auch widersetzten sich vor allem Bayern und Württemberg aus staatskirchenrechtlichen Überlegungen Dalbergs Plänen und lehnten es ab, die Absichtserklärung, eine Gesamtkonkordat für die Staaten des Deutschen Bundes zu schließen, in die Bundesakte aufzunehmen.
Quellen
Deutsche Bundesakte vom 8. Juni 1815, in: HUBER, Ernst Rudolf (Hg.), Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte, Bd. 1: Deutsche Verfassungsdokumente 1803-1850, Stuttgart u. a. 31978, S. 84-90.
Schlussakte des Wiener Kongress vom 9. Juni 1815, in: MARTENS, Georg Friedrich von (Hg.), Nouveau recueil de traités d'alliance, de paix, de trêve, de neutralité, de commerce, de limites, d'échange etc. et de plusieurs autres actes servant à la connaissance des relations étrangères des puissances et Etats de l'Europe ... depuis 1808 jusqu'à présent, Bd. 2, Göttingen 1818, S. 361-412.
Literatur
HAHN, Hans-Werner / BERDING, Helmut (Hg.), Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 14: 19. Jahrhundert (1806-1918), Stuttgart 102010, S. 1-413, hier 101-112.
MÜLLER, Winfried, Zwischen Säkularisation und Konkordat. Die Neuordnung des Verhältnisses von Staat und Kirche 1803-1821, in: BRANDMÜLLER, Walter (Hg.), Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, Bd. 3: Vom Reichsdeputationshauptschluss bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil, St. Ottilien 1991, S. 85-130, hier 112-114.
Empfohlene Zitierweise
Wiener Kongress 1815, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 25059, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/25059. Letzter Zugriff am: 23.11.2024.
Online seit 04.06.2012, letzte Änderung am 25.03.2013.
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