Katholischer Beamtenverein

Katholische Beamtenvereine entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts in mehreren großen deutschen Städten mit dem Ziel, die katholischen Überzeugungen der Mitglieder im Berufsalltag sichtbar zu machen.
Wie in anderen Berufssparten auch schlossen sich die katholischen Beamten in Städten wie Köln, München oder Frankfurt am Main zu Beamtenvereinen zusammen, die 1914 den "Verband katholischer Beamtenvereine in Deutschland" als übergeordnete Organisation gründeten. Nach Ende des Ersten Weltkriegs fügten sich die Beamten in das neue Staatswesen der Weimarer Republik ein und sahen ihre Aufgabe als katholische Gläubige darin, die Religionsfreiheit zu stärken und den sozialen Frieden zu fördern. Nach Auffassung der Verbandsvertreter sollte dies auf religiösem, ethischem, kulturellem, sozialem und nationalem Gebiet geschehen.
Bei aller Unparteilichkeit der Beamten solle trotzdem die katholische Gesinnung sichtbar in die Arbeitswelt getragen werden. Zur geistig-geistlichen Erbauung bot der Verein Kurse, Besinnungstage und Exerzitien für seine Mitglieder an. Auf dieser religiösen Grundlage verstand man in den 1920er Jahren die Arbeit der katholischen Beamten mehr und mehr als eine Ausprägung der Katholischen Aktion, die Pius XI. unter den Gläubigen förderte. Die religiösen Überzeugungen sollten sich auch im ethischen Handeln der Beamten niederschlagen, die mit dem Vorleben christlicher Werte zu einer Verbesserung von Gesellschaft und Kultur beitragen wollten. Auf dem Gebiet der sozialen Verantwortung wurde zur Orientierung am Gemeinwohl aufgerufen, um so jegliche Form des Klassenkampfes zu verhindern und die Hilfsbedürftigen Mitglieder der Gesellschaft nicht aus dem Blick zu verlieren, zumal die wirtschaftliche Situation im Reich angespannt blieb. Außerdem bekannten sich die Beamtenvereine zur deutschen Nation. Als Staatsdiener sahen sie sich berufen, das Deutschtum und die Größe der Nation zu fördern.
Eine solch deutliche Positionierung war für Beamte eines eigentlich weltanschaulich neutralen Staates immer wieder die Grundlage für Konflikte mit dem Dienstgeber und nicht-katholischen Kollegen, wenngleich eine deutliche Identifikation mit dem republikanischen Staat die Regel war.
Literatur
WISSBORN, Johannes, Die katholische Beamtenbewegung im Schritt der Zeit, in: Festschrift zum 25jährigen Jubiläum des Katholischen Beamtenvereins Köln und zur Jahrestagung des Verbandes katholischer Beamtenvereine Deutschlands vom 16. bis 18. Juni 1929 in Köln, Köln 1929, S. 25-51.
Empfohlene Zitierweise
Katholischer Beamtenverein, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 27089, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/27089. Letzter Zugriff am: 18.04.2024.
Online seit 28.09.2014, letzte Änderung am 17.12.2014.
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