Deportationen von belgischen Arbeitern während des Ersten Weltkriegs
In den ersten beiden Kriegsjahren versuchte die Reichsleitung, arbeitslose Belgier für den freiwilligen Arbeitsdienst ins Deutsche Reich zu locken, um den herrschenden Arbeitskräftemangel auszugleichen. Nach dem Wechsel an der Spitze der Obersten Heeresleitung Ende August 1916 zu Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Generalquartiermeister Erich Ludendorff konnten sich die Befürworter von Zwangsarbeitsdeportationen durchsetzen. Zwischen Oktober 1916 und Februar 1917 wurden ca. 60.000 belgische Arbeiter zur Zwangsarbeit ins belgische und nordfranzösische Operations- und Etappengebiet deportiert. Weitere ca. 60.000 Arbeiter wurden zum Arbeitseinsatz ins rheinisch-westfälische Industriegebiet gebracht. Die Deportationen wurden oft mit großer Brutalität durchgeführt. In den "Verteilungsstellen" herrschte ein Mangel an Hygiene und Nahrungsmitteln, es starben mehr als 2.600 Personen. Der von deutscher Seite erhoffte kriegswirtschaftliche Effekt trat nicht ein, da sich die belgischen Arbeiter weigerten, für den Feind zu arbeiten. Aus diesem Grund wurden die Deportationen ins Reich, nicht aber die in die Operations- und Etappengebiete, im Februar 1917 eingestellt und die Deportierten bis zum Sommer wieder nach Belgien zurück transportiert.
Literatur
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(Hg.), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn u. a. 2009, S. 44-49.