Rede Kepplers über "wahre und falsche Reform" am 1. Dezember 1902 in Rottenburg
Keppler hielt seine Rede im Rottenburger Klerikalseminar. Das Publikum dieser freien Konferenz, die der Bischof ohne jeden erkennbaren Anlass einberufen hatte, bestand zwar lediglich aus den Geistlichen der Dekanate Rottenburg und Horb, dem Domkapitel und den Priesteramtskandidaten. Doch er hatte sie bereits im Vorfeld beim Herder-Verlag in den Druck gegeben und am Folgetag erschien sie in der überregionalen katholischen Presse. Noch am gleichen Tag sandte er ihn an die Münchener Nuntiatur und das päpstliche Staatssekretariat.
In seiner äußerst polemischen Rede bezeichnete der Bischof die Reformkatholiken unter anderem als "Lügner" und "Verräter" sowie ihr Anliegen als "Margarinekatholizismus". Im Übrigen beinhaltete die Rede vor allem konservative Kulturkritik mit antifranzösischem Einschlag. Sie stieß nicht nur bei den Reformkatholiken vielfach auf Unverständnis und Ablehnung. Der Heilige Stuhl dagegen war erfreut. Kardinalstaatssekretär Mariano Rampolla del Tindaro richtete am 2. Januar 1903 ein Schreiben an Keppeler, in welchem er den Bischof lobte und welches dieser auch in der Presse lancierte. Die Rottenburger Rede war der Auftakt für eine antimodernistische Offensive des Bischofs.
Quellen
Wahre und falsche Reform. Rede des hochwürdigsten Herrn Dr. Paul Wilhelm
v. Keppler, Bischof von Rottenburg. Gehalten auf der freien Konferenz des Kapitels
Rottenburg am 1. Dezember 1902, Freiburg im Breisgau 31903.
Literatur
HAUSBERGER, Karl, "Reformistae quoad intellectum confusi sunt, quoad mores mendaces".
Zur antimodernistischen Protagonistenrolle des Rottenburger Bischofs Paul Wilhelm von
Keppler (1898-1926), in: WOLF, Hubert (Hg.), Antimodernismus und Modernismus in der
katholischen Kirche. Beiträge zum theologiegeschichtlichen Vorfeld des
II. Vatikanums (Programm und Wirkungsgeschichte des II. Vatikanums 2),
Paderborn u. a. 1998, S. 217-239, in: digi20.digitale-sammlungen.de (Letzter Zugriff am: 04.12.2018).
VIAF:
199747020