Fall Mercier in Belgien

Joseph Désiré Mercier, Erzbischof von Mecheln und Primas der katholischen Kirche in Belgien, wurde während des Ersten Weltkriegs nach der Besetzung Belgiens durch die Deutschen und der Flucht König Alberts I. mitsamt der belgischen Regierung schnell zum weithin anerkannten Sprecher und Vertreter der Interessen seines Landes. In vielen Predigten und Hirtenbriefen bestärkte er das patriotisch motivierte Durchhaltevermögen seiner Landsleute und rief zum Widerstand gegen die Besatzungsmacht auf. So kritisierte er öffentlich die Deportationen belgischer Arbeiter ins Deutsche Reich und avancierte dadurch zum Symbol des belgischen Widerstands. Die deutschen Machthaber planten während der vierjährigen Besatzungszeit mehrfach die Inhaftierung Merciers, führten das Vorhaben jedoch aus Angst vor Loyalitätseinbußen bei der deutschen katholischen Bevölkerung und weitergehenden Sympathieverlusten im neutralen Ausland sowie beim Heiligen Stuhl nicht aus. Auf Drängen von deutscher Seite wies Papst Benedikt XV. Mercier zur Mäßigung an, andererseits sollte der belgische Kardinal als Vermittler der Friedensangebote an die alliierten Mächte fungieren.
Literatur
ROOLF, Christoph, Mercier, Désiré Joseph, in: HIRSCHFELD, Gerhard / KRUMEICH, Gerd / RENZ, Irina (Hg.), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn u. a. 2009, S. 708.
VOLK, Ludwig, Kardinal Mercier, der deutsche Episkopat und die Neutralitätspolitik Benedikts XV. 1914-1918, in: Stimmen der Zeit 192 (1974), S. 611-630.
Empfohlene Zitierweise
Fall Mercier in Belgien, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 6063, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/6063. Letzter Zugriff am: 24.11.2024.
Online seit 24.03.2010.
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