Kommando Ober Ost
Ober Ost war ein Militärstaat, der sich nur wenig an den Bedürfnissen der Bevölkerung und deren unterschiedlicher Ethnien orientierte. In Kaunas wurde eine Zentralverwaltung eingerichtet. Das Hauptziel der deutschen Besatzung war die wirtschaftliche Ausbeutung des Landes. Dies entfremdete jedoch die Bevölkerung und hemmte somit den wirtschaftlichen Wiederaufbau. Neben der wirtschaftlichen Ausbeutung war die "Kulturarbeit" ein weiteres Ziel der deutschen Besatzung. Durch sie sollte die Bevölkerung im deutschen Sinne diszipliniert, manipuliert und in ein politisches Abhängigkeitsverhältnis gebracht werden. Die deutschen Besatzer scheiterten mit beiden Zielen. In der längeren Perspektive erhält "Ober Ost" als Vorläufer der nationalsozialistischen Ostpolitik Bedeutung, denn es entwickelte sich hier das Streben nach Kontrolle des OstenS. Darüber hinaus entstand in der deutschen Öffentlichkeit das Bild des kulturlosen Ostens, der sich nicht reformieren ließ.
Literatur
LIULEVICIUS, Vejas Gabriel, Kriegsland im Osten. Eroberung, Kolonialisierung und
Militärherrschaft im Ersten Weltkrieg, Hamburg 2002.
LIULEVICIUS, Vejas Gabriel, Ober Ost, in: HIRSCHFELD, Gerhard / KRUMEICH, Gerd / RENZ,
Irina (Hg.), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2003, S. 753 f.
STRAZHAS, Abba, Deutsche Ostpolitik im Ersten Weltkrieg. Der Fall Ober Ost 1915-1917
(Veröffentlichung des Europa-Institutes München, Reihe Geschichte 61), Wiesbaden
1993.
WESTERHOFF, Christian, Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg. Deutsche Arbeitskräfte im
besetzten Polen und Litauen 1914-1918 (Studien zur Historischen Migrationsforschung 25),
Paderborn u. a. 2012.