Königlich-bayerische Lyzeen / Philosophisch-theologische Hochschulen
In der Regel besaßen die Lyzeen lediglich eine philosophische und eine theologische Fakultät. Sie hatten kein Promotions- sowie Habilitationsrecht und kannten nicht die akademische Freiheit der Universitäten. Jedoch bildeten sie zusammen mit den bischöflichen Klerikalseminaren einen vollständigen Ersatz für ein katholisch-theologisches Universitätsstudium. Gegenüber den konkurrierenden Gymnasien wurden sie im Laufe des 19. Jahrhunderts aufgewertet, gegenüber den Universitäten blieben sie inferior. Neben den vollständigen gab es auch unvollständige Lyzeen, die nur eine philosophische Abteilung besaßen. Solche Institute bestanden in Aschaffenburg, Augsburg und Speyer sowie nach dem Verlust der theologischen Fakultät 1863 in Amberg. Aufgrund dieses Defizits konnte sich nur das Lyzeum in Augsburg halten. Es war eine Besonderheit der Lyzeen, dass sie trotz ihrer kirchlichen Funktion in staatlicher Trägerschaft waren. Nur das bischöfliche philosophisch-theologische Lyzeum in Eichstätt bildete eine Ausnahme und war in kirchlicher Trägerschaft. Die nach 1918 noch bestehenden staatlichen Lyzeen in Bamberg, Dillingen, Freising, Passau und Regensburg erhielten 1923 offiziell die Bezeichnung "Philosophisch-theologische Hochschulen", die schon zuvor längere Zeit stillschweigend verwendete worden war. 1924 wurde auch das bischöfliche Lyzeum in Eichstätt umbenannt. Mit dem Konkordat mit Bayern von 1924/25 wurde die seit den Anfängen bestehende Spannung zwischen staatlicher Trägerschaft und kirchlicher Funktion zwar gemildert, blieb aber weiterhin bestehen.
Literatur
IMKAMP, Wilhelm, Theologie von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten
Weltkriegs, in: BRANDMÜLLER, Walter (Hg.), Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte,
Bd. 3: Vom Reichsdeputationshauptschluss bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil,
St. Ottilien 1991, S. 539-651, hier 543, passim.
SCHRÖDER, Ingo, Philosophisch-theologische Hochschulen, in: Historisches Lexikon
Bayerns, in: www.historisches-lexikon-bayerns.de (Letzter Zugriff am: 16.07.2013).