Verhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Sowjetunion über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen
Auch zwischen der Sowjetunion und dem Heiligen Stuhl kam es zu Sondierungen. Das Russische Reich war bis 1917 mit einem außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister im Vatikan vertreten. Infolge der Revolution wurden die diplomatischen Beziehungen abgebrochen. Die päpstliche Hilfsmission, die Pius XI. seit 1922 mit Erlaubnis der Sowjetregierung betrieb, führte zu einer ersten Annäherung beider Seiten. Moskau drängte bald auch auf die völkerrechtliche Anerkennung seitens des Heiligen Stuhls. Dieser wiederum verlangte Konzessionen für die bedrängte Ortskirche (vgl. Dokument Nr. 10693). Die Verhandlungen führten seit 1924 maßgeblich Pacelli und die sowjetische Botschaft in Berlin. Verhandlungsgegenstände waren vor allem der Modus der Besetzung der bischöflichen Stühle und der Pfarrerernennungen, der Verkehr der Ortskirche mit dem Heiligen Stuhl sowie die Schulfrage. 1925 legte Moskau sogar den Entwurf eines Dekrets über den Status des katholischen Glaubensbekenntnisses vor (Dokument Nr. 11035). Die langwierigen Verhandlungen, die noch bis 1928 anhielten, führten jedoch zu keinem Ergebnis.
Literatur
HAUMANN, Heiko, Sozialismus als Ziel: Probleme beim Aufbau einer neuen
Gesellschaftsordnung (1918-1928/29), in: SCHRAMM, Gottfried (Hg.), Handbuch der
Geschichte Russlands, Bd. 3: Von den autokratischen Reformen zum Sowjetstaat,
Halbbd. 1, Stuttgart 1983, S. 623-780, hier 659-664.
Päpstliche Hilfsmission in Russland; Schlagwort
Nr. 14063.
PETTINAROLI, Laura, La politique russe du Saint Siège (1905-1939) (Bibliothèque des
Écoles françaises d'Athènes et de Rome 367), Paris 2015, in: books.openedition.org (Letzter Zugriff am: 23.05.2016).
Situation der Kirchen in der Sowjetunion; Schlagwort
Nr. 27082.