Bitterer Konflikt zwischen Reich und Sowjetunion im Sommer 1924

Mit dem "aspro conflitto [...] fra la Germania e la Russia" ist wahrscheinlich der Zwischenfall in der sowjetischen Handelsvertretung vom 3. Mai 1924 gemeint. Diese war schon länger in das Visier der preußischen Polizei geraten, die das Personal der Vertretung der Unterstützung deutscher kommunistischer Revolutionäre bezichtigte. Ein deutscher Kommunist, der von zwei württembergischen Polizisten nach Stargard in Pommern überführt werden sollte, lockte diese unter dem Vorwand, dort ein geeignetes Mittagslokal zu finden, in die Vertretung. Dort wurde er befreit, die beiden Polizisten wurden ohne ihren Gefangenen entlassen. Diese ersuchten ihre Kollegen um Hilfe, die preußische Polizei umstellte das Gebäude und durchsuchte es anschließend. Da die Polizei das Auswärtige Amt zuvor nicht informiert hatte, verstieß sie mit dieser Maßnahme gegen den Wirtschaftsvertrag vom 6. Mai 1921. Der Zwischenfall, der die ohnehin schwierigen deutsch-sowjetischen Beziehungen belastete, wurde am 29. Juli 1924 nach langwierigen Verhandlungen durch ein Protokoll beigelegt, in welchem die exterritorialen Vorrechte der Vertretung in einer viel weitergehenden und eindeutigeren Weise als zuvor festgelegt wurden.
Literatur
MÜLLER, Rolf-Dieter, Das Tor zur Weltmacht. Die Bedeutung der Sowjetunion für die deutsche Wirtschafts- und Rüstungspolitik zwischen den Weltkriegen (Wehrwissenschaftliche Studien 32), Boppard am Rhein 1984, S. 77-96.
WALSDORFF, Martin, Westorientierung und Ostpolitik. Stresemanns Rußlandpolitik in der Locarno-Ära, Bremen 1971, S. 57.
Empfohlene Zitierweise
Bitterer Konflikt zwischen Reich und Sowjetunion im Sommer 1924, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 9071, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/9071. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 18.09.2015.
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