Dokument-Nr. 18485

[Unbekannt], in: Dresdener Volkszeitung, 01. April 1925
[Abschrift]
Anlage 5:
Die Dresdener Volkszeitung schreibt am 1. April zur Sammelkandidatur Marx im Anschluss an die Meldung des sozialdemokratischen
29r
Pressedienstes:
Wir nehmen an, dass die vorstehenden Zeilen nach Fühlungnahme mit dem sozialdemokratischen Parteivorstand geschrieben sind. Daraus geht hervor. dass unsere Parteileitung gewillt ist, sich mit der Kandidatur Marx abzufinden, wenn das Zentrum bestimmte republikanisch-demokratische Garantien für die Politik im Reiche und in Preussen übernimmt. Auch wenn dies gelingt, so müssen wir trotzdem erklären, dass uns Marx nicht als der Sammelkandidat erscheint, den es für die drei republikanischen Parteien zu erstreben galt. Marx hat zwar als Reichskanzler seine republikanische Auffassung nie verleugnet wie er auch wahrend des Wahlkampfes sich entschieden für Schwarzrotgold und zur Republik bekannt hat. Aber er war doch als Minister mit beteiligt bei der Verschenkung der 700 Millionen Reichsmark an die Ruhrindustriellen, und seine Versuche, im Reiche wie in Preussen eine Koalition von der Sozialdemokratie bis zu den Deutschnationalen zu bilden, erscheinen uns nicht als Gewähr für jene republikanisch-demokratische Steifnackigkeit, die für einen republikanischen Reichspräsidenten dem Lutherschen Ausbeuterblock gegenüber notwendig ist. Wir müssen dies im Gegensatz zu unserer parteipolitischen Korrespondenz aussprechen, obwohl wir nicht glauben, dass die Sitzung unseres Parteiausschusses und unserer Reichstagsfraktion an der Kandidatur Marx noch etwas andern können.
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 01. April 1925, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 18485, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/18485. Letzter Zugriff am: 26.04.2024.
Online seit 24.06.2016, letzte Änderung am 01.09.2016.