Dokument-Nr. 643

Protokoll des Gerichts des bevollmächtigten Generalstabsoffiziers des Chefs des Feldeisenbahnwesens in Sofia über die Vernehmung des österreichischen Staatsangehörigen Schumlanski. Sofia, 11. April 1917

Gericht des Bevollmächtigten
Generalstabsoffiziers des Chefs
des Feldeisenbahnwesens.
Gegenwärtig: Oberleutnant von Schirp, als Gerichtsoffizier,
Unteroffizier Bauer als Gerichtsschreiber.

Vor dem Unterzeichneten erscheint der österreichische Staatsangehörige Offner Julian Schumlanski, wohnhaft in Sofia, Ulitza Zar Boris Nr. 133 und sagt auf Befragen aus:
Ich wohnte bis Ende 1915 in Saloniki. Am 31. Dezember 1915 wurde ich durch die französische Gendarmerie verhaftet und mit meiner Frau auf ein französisches Schiff gebracht. Nach ca. 3 Tagen wurden wir mit einem englischen Dampfer nach Mudros gebracht. Nach einigen Tagen wurden wir von dort auf dem englischen Lazarettschiff "Antwerpen" eingeschifft, das nach Alexandrien in See ging.
Ausser verschiedenen deutschen und österreichischen Familien wurden auf dem Dampfer viele australische Truppen und Pferde eingeschifft. Wie mir auf dem Dampfer erzählt wurde, soll es sich um 2500 Mann und 600 Pferde gehandelt haben.
Es besteht für mich kein Zweifel, dass es sich um ein Lazarettschiff gehandelt hat, denn das Schiff war weiss angestrichen und mehrere rote Kreuze waren an der (Bord-)
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Bordwand angemalt. Auf dem Heck des Schiffes habe ich eine Kanone gesehen, an dem die Soldaten exerzierten.
Die Überfahrt ging ohne Zwischenfall vor sich. Nach ca. 6 Tagen kamen wir in Alexandrien an, wo die Truppen und Pferde ausgeschifft wurden. Sie sollen angeblich nach Port Said weitergegangen sein.
Ich bin bereit, vorstehende Aussagen zu beeidigen.
v.g.u.
gez: Julian Offner Szumlansky
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 11. April 1917, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 643, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/643. Letzter Zugriff am: 26.04.2024.
Online seit 24.03.2010, letzte Änderung am 29.01.2018.