Dokument-Nr. 646

Reichsregierung: Denkschrift der Deutschen Regierung über den Missbrauch feindlicher Lazarettschiffe. Berlin, 29. Januar 1917

Seit geraumer Zeit haben die feindlichen Regierungen, insbesondere die Britische, ihre Lazarettschiffe nicht nur zu Zwecken der Hilfeleistung für Verwundete, Kranke und Schiffbrüchige, sondern auch zu militärischen Zwecken benutzt und dadurch das Haager Abkommen über die Anwendung der Genfer Konvention auf den Seekrieg verletzt.
Verdacht erregen mußte schon der Umstand, daß die Britische Regierung während des Feldzugs auf der Halbinsel Gallipoli den Regierungen des Vierbundes eine unverhältnismäßig große Menge von Schiffen als Lazarettschiffe bezeichnete, die unmöglich der ausschließlichen Beförderung und Pflege von Verwundeten und Kranken dienen konnten; so wurden von ihr allein im Jahre 1915 nicht weniger als 59 Schiffe als Lazarettschiffe angezeigt, nachdem sie seit Beginn des Krieges bereits 40 Schiffe als Lazarettschiffe angemeldet hatte. Die Türkische Regierung hat dann auch nach der siegreichen Beendigung des Gallipoli-Feldzugs den neutralen Mächten durch eine Protestnote mitgeteilt, daß die englischen Befehlshaber die im östlichen Mittelmeer befindlichen Lazarettschiffe zur Rückschaffung von Truppen und militärischen Vorräten verwendet haben.
Dazu kam, daß die Britische Regierung nicht, wie dies sonst üblich ist, bestimmte Schiffe ein für allemal als Lazarettschiffe ausstattete und während der Kriegsdauer verwendete, sondern vielfach ein und dasselbe Schiff bald auf die Liste der Lazarettschiffe setzte, bald wieder von der Liste strich, so daß es der Deutschen Regierung kaum noch möglich war, ihren Seestreitkräften die entsprechenden Mitteilungen rechtzeitig zukommen zu lassen. So ist z. B. der Dampfer "Copenhagen", der von der Britischen Regierung als Transportschiff verwendet wurde, durch Verbalnote der Amerikanischen Botschaft in Berlin vom 14. Oktober 1914 als Lazarettschiff angemeldet worden, darauf am 6. Februar 1915 wieder als von der Liste gestrichen bezeichnet, am 1. Januar 1916 von neuem auf die Liste gesetzt und am 4. März 1916 wieder von der Liste gestrichen worden. Dieses Verfahren machte geradezu den Eindruck, als solle über den Charakter der so verwendeten Schiffe eine Unsicherheit und Verwirrung erzeugt werden, die je nach Bedarf den friedlichen oder kriegerischen Charakter des Schiffes hervorzuheben gestattete.
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Weiter gingen der Deutschen Regierung schon im Jahre 1915 zahlreiche glaubwürdige Nachrichten zu, daß die englischen Lazarettschiffe im Kanal, die im wesentlichen die Verwundeten des auf französisch-belgischem Gebiete kämpfenden britischen Landheeres aus französischen Häfen abzuholen und nach englischen Häfen zu befördern hatten, bei der Reise von England nach Frankreich auffallend tief beladen waren, während sie bei der Rückreise normalen Tiefgang hatten (Anlage 1 bis 4). Aus diesem Umstand wurde von verschiedenen Beobachtern, insbesondere von Kapitänen, geschlossen, daß die Schiffe unter Mißbrauch des Roten Kreuzes bei der Ausreise nach Frankreich als Munitionstransportschiffe benutzt wurden (Anlage 2, 3).
Diese Vermutung ist alsdann durch eine Reihe einwandfreier Zeugnisse bestätigt worden (Anlage 5 bis 9). Englische Soldaten haben eine solche Benutzung der Lazarettschiffe offen zugegeben (Anlage 2). Ein französischer Sergeant hat einem deutschen Gefangenen erzählt, er habe genau beobachtet, wie Munition nachts in vielen Autos im Hafen von Marseille in das Lazarettschiff "La France" hereingeschleppt worden sei (Anlage 8). Englische Matrosen haben nach der eidesstattlichen Erklärung eines glaubwürdigen Neutralen erzählt, daß von englischer Seite die Munitionsüberführung nach Frankreich vielfach mit Lazarettschiffen besorgt würde (Anlage 9). Endlich liegen eidliche Aussagen von Augenzeugen vor, die zugegen waren, wie Munition an Bord von Hospitalschiffen übergeladen wurde (Anlage 10, 11).
Die schwerste Verletzung des erwähnten Haager Abkommens besteht aber darin, daß die Britische und Französische Regierung in zahlreichen Fällen ihre Truppentransporte durch Lazarettschiffe haben besorgen lassen. Abgesehen davon, daß höhere Offiziere die Reise auf Lazarettschiffen zu bevorzugen scheinen (Anlage 12, 13), liegen für die Beförderung geschlossener Truppenteile eine große Anzahl glaubwürdiger Nachrichten, insbesondere auch eidliche Zeugnisse vor (Anlage 11, 14 bis 20). Im Kanal wird der Truppentransport durch Lazarettschiffe offenbar gewohnheitsgemäß vorgenommen. Überdies ist verschiedentlich die Bewaffnung solcher Schiffe festgestellt worden (Anlage 11, 21 bis 23).
Die Berichte der in den Anlagen ausgeführten Gewährsmänner und Zeugen bilden nur einen kleinen Teil des der Deutschen Regierung vorliegenden Materials. Auch haben von diesen Personen verschiedene nicht mit Namen aufgeführt werden können, weil sie sich unmittelbar oder mittelbar im feindlichen Machtbereich befinden und daher durch Namhaftmachung schweren Vergeltungsmaßnahmen ausgesetzt werden würden. Jedenfalls steht es für die Deutsche Regierung außer allem Zweifel, daß die feindlichen Regierungen durch ihr Verhalten das Haager Abkommen über die Anwendung der Genfer Konvention fortgesetzt aufs gröblichste verletzt haben.
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Die Deutsche Regierung wäre dem Vertragsbruch der Feinde gegenüber berechtigt, sich auch ihrerseits von dem Abkommen in seinem vollen Umfange loszusagen; doch will sie davon aus Gründen der Menschlichkeit noch Abstand nehmen. Anderseits kann sie nicht länger zulassen, daß die Britische Regierung ihre Truppen- und Munitionstransporte nach dem Hauptkriegsgebiet unter dem heuchlerischen Deckmantel des Roten Kreuzes ungefährdet befördert; sie erklärt daher, daß sie von nun an kein feindliches Lazarettschiff in dem Seegebiet dulden wird, das zwischen den Linien Flamborough Head und Terschelling einerseits, Ouessant und Landsend andererseits liegt. Sollten in diesem Seegebiet nach einer angemessenen Frist noch feindliche Lazarettschiffe angetroffen werden, so würden sie als kriegsführende angesehen und ohne weiteres angegriffen werden. Die Deutsche Regierung glaubt zu dieser Maßnahme um so eher schreiten zu können, als den feindlichen Lazarettschiffen der Weg vom westlichen und südlichen Frankreich nach dem Westen Englands frei bleibt und daher der Transport verwundeter Engländer in ihre Heimat nach wie vor ungehindert erfolgen kann.
Berlin, den 29. Januar 1917.
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Anlage 1.
Drahtbericht des Kaiserlich Deutschen Botschafters in Madrid vom 1. März 1915.
Deutsche Kapitäne, die auf der Insel Wight gefangen waren, haben erklärt, sie hätten schwer beladene Hospitalschiffe ausgehend beobachtet; sie äußerten den Verdacht, daß die Schiffe zu Transportzwecken verwendet werden.
Ratibor.

Anlage 2.
Auszug aus dem dienstlichen Bericht des Nachrichtenoffiziers des Admiralstabs der Marine in Wesel über die Vernehmung des deutschen Schiffsarztes Dr. Fricke vom 10. März 1915.
Der deutsche Schiffsarzt Dr. Fricke erklärte, er sei auf verschiedenen Dampfern bei der Insel Wight interniert gewesen und habe mit drei anderen Gefangenen täglich etwa drei Lazarettschiffe ein- und ausgehend beobachtet; die größeren liefen Southampton, die kleineren Ryde an. Es sei auffallend gewesen, daß die Lazarettschiffe bei der Fahrt nach Frankreich tief bis zur Lademarke lagen; sie hätten offenbar Munition befördert, was den Gefangenen im Gespräch von englischen Soldaten bestätigt worden sei.
Freyer,
Kapitänleutnant d. R.

Anlage 3.
Dienstlicher Bericht des Nachrichtenoffiziers des Admiralstabs der Marine in Wesel vom 16. April 1915.
Der aus England zurückgekehrte Zivilinternierte Rudolf Straus hat bei seiner Vernehmung folgendes ausgesagt: "Ich bin bei der Insel Wight auf dem Schiffe "Ascania" interniert gewesen und habe beobachtet, daß hauptsächlich an den Sonntagen von Southampton und Portsmouth englische Lazarettschiffe ausfuhren. Man konnte die Schiffe deutlich beobachten, und sämtliche Gefangenen waren, ebenso wie die Mannschaft der "Ascania", überzeugt, daß die Lazarettschiffe Truppen oder Munition beförderten."
Freyer
Kapitänleutnant d. R.
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Anlage 4.
Dienstliche Meldung des Nachrichtenoffiziers des Admiralstabs der Marine in Wesel vom 15. Januar 1916.
Der deutsche Austauschgefangene Julius Schwarz, der am 10. Januar 1916 in Goch vernommen worden ist, hat ausgesagt: "Während meiner Internierung im März 1915 auf einem Dampfer vor der Insel Wight habe ich beobachtet, daß sämtliche von Portsmouth ausgehenden Hospitalschiffe (weiß gestrichen mit zwei grünen Streifen und je einem roten Kreuz an Backbord und Steuerbord) sehr tief geladen hatten, viel tiefer als bei der Rückkehr, und daß sich auf den meisten dieser Schiffe viele Soldaten mit voller Ausrüstung befanden."
Freyer,
Kapitänleutnant d. R.

Anlage 5.
Dienstlicher Bericht des Nachrichtenoffiziers des Generalstabes des Feldheeres in Berlin vom 14. Januar 1917.
Nach der Meldung eines glaubwürdigen Agenten in Rouen vom Anfang Dezember 1916 bringen englische und französische Schiffe Kriegsmaterial: Munition, Pferde, Pontons, Lebensmittel, Automobile, Flugapparate in zerlegtem Zustande nach französischen Häfen. Sanitätsschiffe bringen Munition, so die englischen Sanitätsdampfer "Aberdonian", "St. George", "Western Australia", "St. Andrew"(1)
(Unterschrift.)
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Anlage 6.
Bericht des Kai serlich Deutschen Militärattaché s in B ern vom 25. Dezember 1916 an den Chef des Generalstabs des Feldheeres.
Der am 23. Dezember in der Schweiz internierte deutsche Verwundete Rinkleff hat bei seiner Vernehmung erklärt: "Ein Augenzeuge erzählte mir, daß das Lazarettschiff "France" (1) in Marseille mit Munitionskisten beladen wurde. In Toulon fiel uns auf, daß die Lazarettschiffe über Nacht tiefer in Wasser sanken, sie wurden also anscheinend nachts mit Munition beladen. Zur Munitionsbeförderung wurden sonst alte kleine Kohlendampfer benutzt."
(Unterschrift.)


Anlage 7.
Auszug aus dem Briefe eines in Italien kriegsgefangenen österreichischen Offiziers vom 27. Oktober 1916.
Im März 1916 sah ich in Neapel, wie die "Mauretania" (1) und andere Hospitalschiffe mit Truppen und Munition nach Saloniki fuhren und mit Verwundeten und Kranken zurückkamen. …
(Unterschrift.)

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Anlage 8.
Dienstlicher Bericht des Nachrichtenoffiziers des Generalstabs des Feldheeres in Berlin vom 2. Dezember 1916.
Der aus Marseille zurückgekehrte Austauschgefangene … sagt aus, er habe den großen französischen Lazarettdampfer "La France" (1) wiederholt im Hafen von Marseille liegen sehen. Ein französischer Sergeant habe ihm erzählt, daß das Lazarettschiff "La France" oft in seinen unteren Räumen große Mengen von Munition geladen habe; er habe ganz genau beobachtet, daß diese Munition nachts in vielen Autos an das Schiff herangeschleppt worden sei.
(Unterschrift.)

Anlage 9.
Auszug aus einer schriftlichen eidesstattlichen Erklärung des niederländischen Staatsangehörigen A … S … gegenüber dem Admiralstab der Marine vom 27. März 1915.
"Mir wurde von englischen Matrosen erklärt, daß die deutsche Unterseebootblockade belanglos sei, weil die Engländer Truppen- und Munitionsüberführung mit Lazarettschiffen besorgten. Da die englischen Verwundeten und Gefangenen in Deutschland mißhandelt würden, sei dies keine Verletzung des Völkerrechts."
(Unterschrift.)
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Anlage 10.
Protokoll des Gerichts der Kgl. Preuß. stellv. 33. Infanterie-Brigade, Amtsstelle Hamburg.
Gegenwärtig:
1. Kriegsgerichtsrat Wilhelmi,
2. als Militärgerichtsschreiber: Landsturmmann Thias, als Staatsbeamter beeidigt.

Hamburg, den 7. Oktober 1915.

Auf Ersuchen des Admiralstabes der Marine wurde zur Vernehmung die nachstehend benannte Person vorgeladen: Alexander Buttler.
Nachdem er mit dem Gegenstande der Vernehmung bekannt gemacht und auf die Bedeutung des zu leistenden Eides hingewiesen worden war, wurde er wie folgt vernommen:
Ich heiße Alexander Buttler, bin 35 Jahre alt, evangelischen Glaubens, von Gewerbe Bootsmann, wohne in Hamburg, Brauerknechtsgraben 8.
Ich bin russischer Staatsangehöriger und stamme aus Riga.

Über den Gegenstand seiner Vernehmung befragt, sagte er folgendes aus:
Ich fuhr als Matrose auf dem Dampfer "Escaut" unter belgischer Flagge von Brooklyn nach La Rochelle. Das Schiff hatte nur Munition und Sprengstoff geladen. Ich habe das Schiff selbst mitbeladen. Es waren Fässer und Kisten dabei entzweigegangen, und ich stellte dabei fest, daß die Fässer Gewehrpatronen und die Kisten Sprengstoff enthielten. Andere Ladung hatte der Dampfer nicht, außer Heeres- und Kriegsgerät.
In La Rochelle lagen etwa 25 Munitionsschiffe. Wir kamen dort ungefähr Mitte Juli 1915 an. Es kam dann ein Hospitalschiff bei uns längsseit. Ich habe dieses daran erkannt, daß es weiß bemalt war und oben unter der Verschanzung einen grünen Streifen führte, während die Verschanzung wieder weiß gemalt war. Außerdem führte es auf beiden Seiten mittschiffs und am Schornstein das rote Kreuz im weißen Felde. Namen und Flagge führte es nicht. Ich nehme an, daß es ein englisches Schiff war, da die Leute an Bord englische Marineuniform trugen und auch englisch sprachen. Ich sah nun, wie aus den Luken 3 und 4 Munitionsfässer und Sprengstoffkisten auf das Hospitalschiff übergeladen wurden. Ich bin selbst dabei beschäftigt gewesen. Eine Verwechslung mit anderer Ladung ist ganz ausgeschlossen. Die Aufschrift der Fässer, in denen die Munition war, lautete: "Soft soap, England". Auf den Kisten stand: "England". Derartige Kisten und Fässer sind aus den vorbezeichneten Luken auf das Hospitalschiff übergeladen, bis die Luken leer waren. Es mögen
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nach meiner Schätzung 400 – 500 Registertonnen gewesen sein, die auf das Hospitalschiff kamen.
Andere Munitionskisten waren mit "Ypres" und "France" bezeichnet; diese wurden an Land geschafft.
Das übrige Kriegsmaterial, wie Automobile und Feldküchen, wurde ebenso ausgeladen.
Was aus dem Hospitalschiffe dann geworden ist, weiß ich nicht, da ich wegen Arbeitsverweigerung verhaftet wurde.
Ich weiß, daß ein derartig bemaltes Schiff ein Hospitalschiff ist, da ich solche in Dover beim Vorbeifahren hatte liegen sehen und mir gesagt ist, das seien Hospitalschiffe.

Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben.
Alexander Buttler.

Der Zeuge wurde vorschriftsmäßig beeidigt.
Wilhelmi. Thias.
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Anlage 11.
Protokoll des k. u. k. Divisionsgerichts in Wien.
Gegenwärtig:
Untersuchungsrichter: Oberleutnant. Dr. Erhard Schiffner;
Schriftführer: Ast. Kapl. Heinrich Konarsa;
Gerichtszeuge: Linienschiffleutnant Franz Greipel D., Operationskanzlei der k. u. k. K. M. Marinesektion.

Zeugenvernehmung.
Wien, am 5. Jänner 1917.
Beginn: 9 Uhr vormittags.

Der Zeuge wird ermahnt, daß er auf die an ihn zu richtenden Fragen nach seinem besten Wissen und Gewissen die reine Wahrheit anzugeben, nichts zu verschweigen und seine Aussage so abzulegen habe, daß er sie erforderlichenfalls eidlich bekräftigen könne.
Er gibt über seine persönlichen Verhältnisse an:
1. Vor- und Zuname: Adalbert Franz Messany.
2. Geburtsort: Wien.
3. Alter: 24 Jahre.
4. Religion: r. k.
5. Familienstand: ledig.
6. Gewerbe oder Beschäftigung: Opernsänger.
7. Charge und Standeskörper: –.
8. Garnison (Wohn- oder Aufenthaltsort): Wien VI., Mariahilferstraße 109.
9. Verhältnis zum Beschuldigten oder zu anderen an der Strafsache beteiligten Personen: –.

Bei Kriegsausbruch befand ich mich in Luxor in Ober-Egypten [sic] und wurde von den englischen Behörden beobachtet, später interniert und nach Malta gebracht, wo ich am 1. Dezember 1914 ankam.
Am 24. Oktober 1916 wurde ich auf dem Lazarettschiffe T. S. S. "Wandilla" (1) eingeschifft. Das Schiff verließ um 11 Uhr vormittags den Hafen von Valetta in nördlicher Richtung, nahm dann den Kurs nach Westen, später Südwesten und warf in einer Bucht von Malta, gegenüber der Insel von Gozo, Anker. Dortselbst blieb das Schiff durch 1 ½ Tage liegen und wurden während dieser ganzen Zeit Kisten an Bord genommen, deren Inhalt ich nicht kenne.
Am 26. Oktober 1916 früh fuhren wir in der Richtung nach Mudros [sic] weiter, woselbst wir glaublich am 28. Oktober 1916 an-
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kamen. Dort verblieb ich 3 Tage und wurde am 1. November 1916 früh auf das Hospitalschiff "Britannic" (2) überschifft.
Die "Britannic" war am 31. Oktober 1916 abends in den Hafen von Mudros eingefahren und konnte ich bis zum Dunkelwerden beobachten, daß sie Ladung an Bord nahm. Ebenso nahm sie nächsten Tag früh Ladung auch noch nach meiner Überschiffung auf die "Britannic", im ganzen an diesem Tage durch etwa 7 Stunden. Ich konnte beobachten, daß die Ladung der "Wandilla" an Bord der "Britannic" gebracht wurde. Als ich einen Sanitätssoldaten der "Britannic" fragte, was sie auf die "Britannic" schaffen, sagte er, "Rote-Kreuz-Artikel".
Die "Britannic" fuhr am 1. November 1916 um 1 Uhr nachmittags aus und fuhr, ohne einen Zwischenhafen anzulaufen, am 7. November 1916 um 7 Uhr früh im Hafen von Southampton ein.
Es handelte sich um das Schiff "Britannic" der White Star Line. Ich erkannte das Schiff an seiner Größe, den vier Rauchfängen, der Ähnlichkeit mit dem Schwesterschiffe "Titanic" und den Schiffsnamen, welchen ich an den Rettungsgürteln, Schiffsgläsern und am Heck in großen Lettern lesen konnte. Ebenso waren die Rettungsboote mit diesem Schiffsnamen bezeichnet. Es wurde mir auch gesagt, daß ich mit der "Britannic" fahre, so daß kein Zweifel darüber herrschen kann, daß ich mit der "Britannic" fuhr.
Das Schiff war dadurch als Hospitalschiff gekennzeichnet, daß es weiß gestrichen war mit zwei grünen Längsstreifen, welche durch drei rote Kreuze unterbrochen waren. Bei Tag führte es am vorderen Mast die Rote-Kreuz-Flagge. Bei Nacht wurde an jeder Bordseite ein großes rotes Kreuz (etwa 3 Meter hoch) durch starke elektrische Lampen sichtbar gemacht. Ferner befanden sich auf jedem der drei Decks von vorn bis achtern in Abständen von 1 Meter grüne Lichter.
Ich selbst wurde zuerst in der Isolation untergebracht, das war ein abgesperrter Raum aus dem Achterdeck, zu dem niemand Zutritt hatte. Die Sanitätssoldaten durften nur mit besonderer Bewilligung diesen Raum betreten. Auf diesem Achterdeck befand sich ein Holzverschlag, weiß angestrichen, mit großen Fenstern, welche von innen schwarz angestrichen und dadurch undurchsichtig waren. Über dem Verschlage war die Aufschrift: "Mortuary", d. i. Totenkammer. Dieselbe wurde aber während der Reise nicht benutzt, obwohl zwei Todesfälle vorkamen.
Nach 2 Tagen wurde ich in einem Schlafsaal des Promenadendecks untergebracht, woselbst sich außer mir 19 kranke englische Soldaten befanden. Ich trug die gewöhnliche Hospitalkleidung der englischen
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Soldaten (dunkelblauer Anzug mit braunen Aufschlägen) und konnte mich an Bord vollkommen frei bewegen. Ich spreche überdies vollkommen englisch und konnte daher mit den übrigen Passagieren des Schiffes sprechen. Ich habe infolgedessen nachstehende Beobachtungen gemacht:
Im Promenadendeck und im oberen Deck befanden sich etwa 16 Schlafsäle, welche mit etwa 300 bis 400 Kranken belegt waren, wovon aber nicht ganz 200 Bettlägerige waren. Täglich gegen halb 11 Uhr vormittags war die ärztliche Visite, als Krankenwärter waren Sanitätssoldaten und Krankenschwestern an Bord.
Im obersten Deck befanden sich 4 Säle, in denen etwa 150 Offiziere untergebracht waren. In den Sälen trugen sie die gewöhnliche Uniform, die Waffen hatten sie neben dem Bette hängen. Wollten sie auf Deck gehen, so mußten sie Krankenkleidung anlegen. Unter den Offizieren befanden sich 5 oder 6, welche augenscheinlich krank waren und geführt werden mußten, alle übrigen waren anscheinend vollkommen gesund.
Im Schiffsraum waren etwa 2.500 englische Soldaten in ihrer gewöhnlichen Uniform untergebracht. Diesen war es streng verboten, auf das Deck zu gehen und wurden sie, wenn es trotzdem geschah, von den Sanitätssoldaten in ihre Räume zurückgeschickt. Täglich einmal war Notappell und versammelte sich dabei die Mannschaft aus dem Schiffsraume im Innern des Promenadendecks. Diese Mannschaft bekam nicht dieselbe Kost wie wir Kranke, die auf dem Deck untergebracht waren. Ebenso waren im Schiffsraume keine Krankenschwestern, sondern nur Sanitätssoldaten, welche auf dem ganzen Schiffe den Dienst versahen.
Mit zwei dieser Leute wurde ich näher bekannt. Reg Taplay war ein englischer Infanterist und wurde als Dolmetsch (Linguist) verwendet. Er ist der Sohn des Besitzers des Hotel Royal in Dover. Er erzählte mir, er sei in Saloniki als französischer Dolmetsch gewesen, er fahre jetzt in seine Heimat und von dort an die französische Front, ebenso als Dolmetsch. Er sagte, das ganze sei eine Transferierung und erwähnte er nichts davon, daß er krank sei.
Harold Hickman war ein Husar der Wales Hussars und wurde ebenfalls als Dolmetsch verwendet. Er war in Saloniki als französischer Dolmetsch verwendet worden und sollte nunmehr auf den französischen Kriegsschauplatz kommen, um als deutscher Dolmetsch verwendet zu werden, da er perfekt Deutsch sprach. Er war aus Nottingham und fuhr ebenfalls nach Hause, um von dort nach Frankreich zu fahren. Er erwähnte ebenfalls nichts davon, daß er etwa krank sei.
Aus den Erzählungen dieser beiden Leute und aus meinen eigenen Beobachtungen schloß ich, daß die etwa 2.500 Mann im Schiffsraume keine Kranken, sondern Urlauber, transferierte Mannschaft und dergleichen seien. Dies wurde durch die Vorgänge bei der Ausschiffung bestärkt.
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Ich konnte die ganze Ausschiffung beobachten und habe gesehen, daß zuerst die etwa 200 bettlägerigen Kranken ausgeschifft wurden, welche vom Roten Kreuz erwartet und in einem Spitalzuge abtransportiert wurden. Es folgten die Offiziere, welche in ihrer gewöhnlichen Uniform mit ihren Waffen das Schiff verließen. Nunmehr folgten die nichtbettlägerigen Kranken, welche auch in dem Krankenzuge abtransportiert wurden. Auf das hin verließen die Soldaten aus dem Schiffsraum in Reih und Glied das Schiff und wurden am Kai formiert. Sie trugen ihre gewöhnliche Uniform, aber keine Waffen und hatten auch kein Gepäck bei sich. Ich selbst wurde als Letzter ausgeschifft.
Von Southampton wurde ich noch am selben Tage nach Dartford gebracht in das Dartforder Hospital, wo ich 1 Monat blieb. Nach neuerlicher ärztlicher Untersuchung wurde ich entlassen und über Hook in meine Heimat transportiert.
Nach Vorlesung: Richtig.
Der Zeuge wird vorschriftsmäßig beeidet.
Schluß um 11.45 vormittags.
Adalbert Messany.
Greipel.
Dr. Schiffner, Oberleutnant
H. Konarsa.

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Anlage 12.
Dienstlicher Bericht des Nachrichte n offiziers des Admiralstabs der Marine in Antwerpen vom 30. November 1916.
Nach Mitteilung eines als glaubwürdig erprobten Vertrauensmanns in London werden für Passagiere, die nach Frankreich fahren, vielfach Hospitalschiffe benutzt.
(Unterschrift.)

Anlage 13.
Auszug aus einem Bericht des Dr. … an den Admiralstab der Marine vom 21. Mai 1915 .
Auf meiner Reise von Paris nach Rouen erlitt unser Zug verschiedene Verzögerungen durch begegnende Munitions- und Truppentransporte. In meinem Coupé fuhren ein französischer Genieoffizier und ein englischer Offizier; die Unterhaltung war ganz ungeniert, da man mich für einen Amerikaner hielt. Der englische Offizier sagte, als englische Truppentransporte vorbeikamen, diese seien ganz bestimmt mit einem, das Zeichen des Roten Kreuzes tragenden Schiffe herüber gekommen. "Why", sagte er zu mir, "I came over myself that way, and why shouldn't we? against such brutes every ruse is allowed and justified."
(Unterschrift.)
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Anlage 14.
Dienstliche Meldung des Nachrichtenoffiziers des Admiralstabs der Marine in Wesel vom 13. Januar 1916.
Ein Vertrauensmann berichtet aus Cardiff unterm 7. Januar 1916: "In Cardiff liegt ein Rotes-Kreuz-Schiff, namens "Formosa" (1), weiß gemalt und mit einem gelben Schornstein und drei aufgemalten roten Kreuzen. Es befinden sich Truppen und viele Marineoffiziere an Bord."
Freyer,
Kapitänleutnant d. R.

Anlage 15.
Drahtbericht des Korrespondenten des Berliner Tageblatts aus Xanthi vom 5. April 1916 an das Berliner Tageblatt
750 französische Offiziere und Soldaten, die teilweise beurlaubt waren, teilweise an die französische Westfront gehen sollten, sind von Saloniki an Bord eines Lazarettschiffes, das deutlich durch Streifenbemalung und rote Kreuze als solches gekennzeichnet war, abgereist.
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Anlage 16.
Protokoll über die Vernehmung eines niederländischen Staatsangehörigen im K aiserlich deutschen Generalkonsulat in Amsterdam vom 15. Februar 1916.
Vor dem unterzeichneten Verweser des Kaiserlichen Generalkonsulats erscheint der Niederländische Staatsangehörige, Kaufmann …, wohnhaft in Rotterdam, und erklärt:
Ich bin in Geschäften von Anfang Dezember v. J. bis Ende Januar d. J. in Cardiff gewesen. Gegen Mitte Dezember kam das Hospitalschiff "Formosa" (1) nach Cardiff und hat dort im Bassin Dock Kohlen eingenommen, sowie viele Kisten. Besondere Vorsicht wurde beim Übernehmen nicht gebraucht. Es war schwierig, in unmittelbare Nähe des Schiffes zu kommen, der strengen Absperrung wegen. Etwa am 29. Dezember kamen 300 Mann Infanterie feldmarschmäßig ausgerüstet auf das Schiff, außerdem am Tage der Abfahrt, dem 1. Januar ungefähr 50 Seeoffiziere an Bord. In der Nach vom 1. zum 2. Januar, soweit mir erinnerlich, lief der Dampfer aus und ich behaupte bestimmt, daß die Soldaten und die 50 Seeoffiziere mitgefahren sind. "Formosa" ist ein 4.000-t-Dampfer, hat zwei Masten, zwischen denen sich eine Antenne befindet, einen kurzen, dicken, gelben Schornstein, drei Decks und ist sehr breit. Das Schiff ist oben ganz weiß gestrichen und grün von der Wasserlinie abwärts. Am Bug mitschiffs und am Heck waren auf jeder Seite drei große rote Kreuze aufgemalt, und zwar in der Mitte zwischen Wasserlinie und Deck. Der Name "Formosa" war mit großen Messingbuchstaben am Bug befestigt und weiß übermalt, aber noch lesbar. Der Dampfer führte die blaue englische Flagge mit dem Union-Jack und war in der Liste der ein- und ausgehenden Schiffe namentlich aufgeführt, ohne Angabe der Reederei, wie es bei Regierungsdampfern immer der Fall zu sein pflegt.
Ich erkläre die Richtigkeit meiner vorstehenden Angaben hiermit an Eidesstatt und bin bereit, diese Erklärung, sofern dies notwendig werden sollte, vor der zuständigen niederländischen Behörde zu beschwören.
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.
(Unterschrift.)
Geschlossen.
v. Humboldt,
Geheimer Legationsrat.
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Anlage 17.
Dienstlicher Bericht des Kaiserlichen Marine-Attachés im Haag vom 12. Dezember 1915.
Ein Holländer, namens …, hat gestern auf der Gesandtschaft folgendes mitgeteilt: Am Morgen des 29. November 1915 bin ich mit dem Rotterdamer Lloyddampfer "Kavi" aus Indien in dem Hafen von Neapel angekommen. Dort lagen nebeneinander die als Rote-Kreuz-Schiffe ausgerüsteten Riesenschiffe "Mauretania" und "Aquitania" und die "Regina d'Italia". An der "Mauretania" war nichts besonderes zu sehen; es ist also sehr gut möglich, daß dieses Schiff wirklich als Rotes-Kreuz-Schiff gebraucht wird. Die "Aquitania" (1), welche um 8 ½ Uhr am 29. November den Hafen von Neapel verließ und die "Kavi" in einer Distanz von 40 m passierte, war gepfropft voll von englischen Soldaten und keiner von ihnen war verwundet.
v. Müller,
Korvettenkapitän.

Anlage 18.
Dienstliche Meldung des Nachrichtenoffiziers des Generalstabs des Feldheeres in Berlin vom 3. Dezember 1916.
Der Maschinist … auf dem dänischen Dampfer … hat bei seiner Vernehmung ausgesagt: "Mitte November 1916 habe ich im Kanal auffallend regen Verkehr von Hospitalschiffen beobachtet; diese Schiffe hatten auf der Reise von Frankreich nach England Verwundete, auf der Reise von England nach Frankreich unter Mißbrauch des roten Kreuzes Truppen an Bord."
(Unterschrift.)
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Anlage 19.
Dienstlicher Bericht des Nachrichtenoffiziers des Generalstabes des Feldheeres in Berlin vom 28. Dezember 1916.
Der in der Schweiz internierte deutsche Kriegsgefangene … hat ausgesagt: "Ich habe gesehen, daß in Rouen viele Rote-Kreuz-Schiffe einliefen, die mit Truppen beladen waren".
(Unterschrift.)

Anlage 20.
Meldung eines Vertrauensmanns aus Gothenburg an den Admiralstab der Marine vom 20. Dezember 1915.
Ein norwegischer Schiffskapitän der "Bergenschen Dampfkibselskap" berichtet: "Ich bin vor kurzem aus Liverpool zurückgekehrt. Dort habe ich gesehen, daß am 7. Dezember 1915 das englische Hospitalschiff "Aquitania" (1) bei Nebel mit 1.500 Mann und allem Zubehör in See gegangen ist; es war besonders Kavallerie an Bord. Bei der Ausfahrt war das Schiff von einem kleinen Kreuzer begleitet."
(Unterschrift.)

(1) Siehe Bemerkung zu Anlage 18.
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Anlage 21.
Protokoll der 11. Kompanie 1. Matrosendivision (Auszug).
Der Matrose Engelhardt wird vernommen und sagt aus:
Auf meiner Reise von Montevideo nach Genua, vom 31. August 1915 bis 22. September 1915, auf Dampfer "van Hogendorp" machte ich folgende Beobachtungen:
Der Dampfer "van Hogendorp", der holländischen Gesellschaft "A. S. M." angehörig, war von Nordamerika auf mehr als vier Monate gechartert worden, fuhr aber nach Ablauf von vier Monaten noch unter holländischer Flagge. Am 31. August 1915 verließ er mit ungefähr 7.000 Tonnen gefrorenen Fleisches den Hafen von Montevideo.
Am 19. September 1915 kamen wir vor Gibraltar an. Dort bemerkte ich zwei englische Torpedoboote, einen englischen Hilfskreuzer von ungefähr 15.000 Tonnen, der dort stationiert zu sein schien, sehr viele kleine Transportdampfer, die teils unter der englischen Kriegs-, teils unter der Handelsflagge fuhren, und eine große Anzahl englischer Handelsdampfer, von denen einige ein Geschütz führten. Ferner fiel mir ein großes Hospitalschiff auf, das gleichfalls armiert war. Wir mußten den Hafen von Gibraltar anlaufen, ehe wir die Erlaubnis zur Weiterfahrt erhielten …
Alle diese Tatsachen beruhen auf Grund persönlicher Beobachtungen, da ich die Fahrt auf dem "van Hogendorp" vom 31. August bis 22. September als Steward mitgemacht habe.
Kiel, den 5. November 1915.
Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben.
Bernhard Engelhardt.
S. O. A. z. Zt. I. M. D. K. 11.
Geschehen wie oben.
Kähler.
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Anlage 22.
Protokoll der 1. Marineinspektion.
Kiel, den 30. November 1915.
Gegenwärtig: Leutnant d. R. Engelke als Gerichtsoffizier, Obermatrose d. R. Eysel als Gerichtsschreiber.

Verhandlung.
Es meldet sich der S. O. A. Bernhard Engelhardt von der 11. Komp. J. M. D. und sagt aus:
Das in meiner Vernehmung vom 5. November 1915 erwähnte Hospitalschiff kreuzte vor dem Hafen von Gibraltar und trug die englische Handelsflagge. Seiner Bauart nach schien es mir der Pacific Steam Navigation Company anzugehören.
Ich habe das Schiff, als wir im Hafen lagen, in einer Entfernung von 200 m kreuzen sehen. An Steuer- und Backbordseite war in einer Größe von etwa 4 m im Quadrat, weithin sichtbar, ein Rotes Kreuz angebracht.
Auf dem Heck dieses Schiffes befand sich ein Geschütz; nach meiner Schätzung handelte es sich um ein 8,8-cm- oder 10,5-cm-Schnellfeuergeschütz.
Jeder Irrtum über diese meine Wahrnehmung ist ausgeschlossen. Von Matrosen unseres Dampfers "van Hogendorp" – Nordamerikanern – wurde mir gesprächsweise gesagt – "die" seien jetzt alle bewaffnet.
Die Besatzung des Hospitalschiffes schien von der englischen Kriegsmarine zu sein; dieses kann ich allerdings nicht mit voller Bestimmtheit angeben. Auffällig war mir auch, daß das Schiff als Lazarettschiff hin und her kreuzte. Die Größe des Schiffes schätze ich auf 12-14.000 tons.
v. g. erklärte der Zeuge: Ich bin bereit, meine Aussage zu beschwören.
Unterschrieben.
Engelhardt.
Der Zeuge wurde beeidigt.
Geschlossen.
Engelke. Eysel.
70r
Anlage 23.
Protokoll der 1. Marineinspektion.
Kiel, den 16. Dezember 1915.
Gegenwärtig: Leutnant d. R. Engelke als Gerichtsoffizier, Obermatrose d. R. Eisermann als Militärgerichtsschreiber. Verpfl. gem. § 110 M. St. G. O. gez. Engelke.

Es meldet sich der S. O. A. Bernhard Engelhardt der 11. Komp. J. M. D. und sagt aus:
Zu 1: Das fragliche Hospitalschiff trug einen ganz hellen, nicht etwa meergrauen Anstrich. Ob die Farbe vollkommen weiß war und ob das Schiff einen waagerecht laufenden, etwa 1 ½ m breiten grünen Streifen über der Wasserlinie trug, kann ich nicht aussagen.
Zu 2: Ich glaube nicht, daß das Schiff die weiße Flagge mit dem Roten Kreuz trug. Sie ist mir jedenfalls nicht aufgefallen.
Zu 3: Das Rote Kreuz war unmittelbar auf die Bordwände gemalt. Einen besonderen Untergrund hatte das Kreuz nicht. Es stach aber trotzdem scharf ab, da der Anstrich des Schiffes sehr hell war.
Vorgelesen genehmigt unterschrieben.
B. Engelhardt.
Der Zeuge wurde vorschriftsmäßig beeidigt.
Genehmigt wie oben.
Eisermann. Engelke.
(1) Von den angeführten Schiffen hat die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika als Lazarettschiffe gemeldet: die "Aberdonian" durch Verbalnote vom 4. November 1915, die "St. George" durch Verbalnote vom 17. Juni 1915, die "Western Australia" durch Verbalnote vom 6. Januar 1916, die "St. Andrew" durch Notiz vom 27. August 1914.
(1) Die "France" ist von der Spanischen Botschaft in Berlin durch Verbalnote vom 22. November 1915 als Lazarettschiff angemeldet worden.
(1) Die "Mauretania" ist von der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin durch Verbalnote vom 18. Oktober 1915 als Lazarettschiff angemeldet und durch Verbalnote vom 9. März 1916 als von der Liste gestrichen bezeichnet worden.
(1) Vergleiche die Bemerkung zu Anlage 6.
(1) Die "Wandilla" ist von der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin durch Verbalnote vom 21. September 1916 als Lazarettschiff angemeldet worden.
(2) Die "Britannic" ist von der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin durch Verbalnote vom 6. Dezember 1915 als Lazarettschiff angemeldet, später als gestrichen bezeichnet und am 6. Juni 1916 als wiedereingestellt gemeldet worden.
(1) Die "Formosa" war mit der Note der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin vom 27. Juni 1915 als Lazarettschiff angemeldet worden.
(1) Vergleiche die Bemerkung zu der Anlage …
(1) Die "Aquitania" war von der Amerikanischen Botschaft in Berlin mit Verbalnote am 4. September 1915 als Hospitalschiff angemeldet worden.
Empfohlene Zitierweise
Reichsregierung, Denkschrift der Deutschen Regierung über den Missbrauch feindlicher Lazarettschiffe, Berlin vom 29. Januar 1917, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 646, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/646. Letzter Zugriff am: 02.05.2024.
Online seit 24.03.2010, letzte Änderung am 10.03.2014.